"Oskar, Oooskaaar! Gehen wir Gassi, Oskar? So ein guter Junge!" Für Hund Oskar gibt es wohl kein besseres Gefühl auf der Welt, als von jemandem angesprochen zu werden. Das gibt er auch mit eindeutigen Reaktionen zu erkennen. Er wedelt mit dem Schwanz, dribbelt aufgeregt hin und her, er lässt ein bestätigendes "Wuff" los, es scheint fast, als würde er grinsen. Bei Katzen hingegen würde dieselbe Situation vermutlich anders ablaufen. Wer nach seiner*ihrer Katze ruft, wird womöglich nur mit kurzem Augenkontakt gewürdigt. Vielleicht zuckt ab und an ein Ohr. Ob aus Zuneigung oder dem Bedürfnis, um Himmels Willen in Ruhe gelassen zu werden, ist nicht ersichtlich. Während Hunde bei der namentlichen Anrede förmlich vor Freude ausrasten, reagieren Katzen meist desinteressiert, gleichgültig, apathisch.

Es gibt nun zwei Möglichkeiten: Entweder wissen Katzen nicht, dass wir ihnen einen Menschennamen anheften und sie damit ansprechen. Oder wir Menschen sind bezüglich der bedingungslosen Liebe und der devoten Einstellung von Hunden einfach verwöhnt. Ein Forscher*innenteam um die Psychologin Atsuko Saito von der Sophia-Universität in Tokyo hat nun mehr über die Kommunikationsfähigkeit von Hauskatzen herausgefunden. Demnach wissen Katzen sehr wohl, wenn man sie namentlich anspricht. Egal, ob der Name von Fremden oder von der*dem Besitzer*in ausgesprochen wird – sie würden wissen, wie sie heißen.

Minka, komm kuscheln!

Die Wissenschaftler*innen testeten sowohl einzeln gehaltene Hauskatzen als auch Katzen, die in Gruppen in Katzen-Cafés gehalten werden. Insgesamt waren es 78 Tiere. Die Wissenschaftler*innen spielten der jeweiligen Katze ein Tonband vor, auf das der*die Besitzer*in zuvor den Katzennamen aufgesprochen hatte. Sie analysierten im Anschluss, ob winzige Zuckungen, Schnurren, Bewegungen mit Ohren, Kopf oder Schwanz als Quittierung des eigenen Namens gewertet werden konnten. Der Name wurde jeweils hinter vier ähnlich klingende Wörter gestellt. Das Ergebnis: Während die Aufmerksamkeit der Katzen bei den ersten vier ähnlich klingenden Wörtern abnahm, reagierten sie beim eigenen Namen signifikant mehr. Die untersuchten Katzen wussten nicht nur über ihren eignen Rufnamen Bescheid, sondern auch über den von anderen Katzen.

Unterschiede zeigten sich bei der Haltung von Katzen. In Gruppen lebende Katzen, etwa in Katzencafés, reagierten statistisch seltener auf ihren Namen als einzeln lebende Katzen. Laut den Forscher*innen sei das durchaus nachvollziehbar: In Katzengruppen erleben die Tiere ihre Namen häufig nur in Kombination mit den anderen Katzen, sie reagieren dann nur auf das Aufzählen mehrerer Namen, da für sie nur dieses Namenkollektiv mit einer Belohnung oder Bestrafung verbunden ist. Warum die Katzen trotzdem nicht wie Hunde freudig angetrottet kommen, wenn wir nach ihnen rufen, ist eine andere Frage. Wenn wir den japanischen Forscher*innen Glauben schenken, beschließen Katzen ganz bewusst, sich nicht mit unserer Anrede zu beschäftigen.

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