Die Nacht ist arschkalt, die Schlange arschlang. Ein paar Tage nach Bekanntwerden der vermeintlichen Schließung des KitKat Club (im Szeneslang: "Kitty") in Berlin reihen sich am vergangenen Wochenende Dutzende Dünnbekleidete vor dem schweren Eisentor des legendären Clubs. "Im Kitty kann ich sein, wie ich will. Ich werde nicht belästigt oder falsch angeschaut. Sollte es schließen, hoffe ich, dass es einen anderen Ort geben wird, an dem wir uns alle wieder finden und lieben können", sagt die 28 Jahre alte Kieu. Doch zu einer Schließung kommt es vielleicht gar nicht.

Lukas Drevenstedt, Geschäftsführer der Clubcommission in Berlin, erklärte Ende November gegenüber der Berliner Zeitung, dass dem KitKat Club sowie dem Sage Club die Räume gekündigt worden seien und sie diese im Juni 2020 verlassen müssten. Von einer Schließung der Clubs sprach er nicht. Die Clubcommission vereint etwa 250 Berliner Clubbetreiber*innen, die sich vor allem für den Erhalt der Clubkultur in der Hauptstadt einsetzen. Die beiden betroffenen Clubs teilen sich eine Fläche in Berlin-Mitte.

Vor allem die mögliche Schließung des KitKats sorgte für ein großes Medienecho, sogar internationale Medien wie der Guardian berichteten und werteten das mögliche Aus der beiden Clubs als weiteres Zeichen für das Sterben der Berliner Clubszene. Auch der Betreiber des Sage Clubs, Sascha Disselkamp, hatte gegenüber Medien berichtet, dass er die Kündigung des Mietvertrages bereits vor einigen Monaten erhalten hätte. Kurz darauf dementierte wiederum der Hausverwalter des Gebäudes, Henry Neil Howe, die Gerüchte und sagte gegenüber dem Tagesspiegel: "Das Hauptanliegen ist, die Szene zu schützen" und dass sich der Eigentümer des Gebäudes, ein Münchner Investor, noch in Verhandlungen mit dem KitKat über einen neuen Mietvertrag befinde. Gegenüber ze.tt äußerten sich Howe und der Investor nicht.

Es ist ein Hin und Her, bei dem auf der einen Seite die Interessen der Clubbetreiber*innen und Bewahrer*innen der Berliner Partykultur stehen und auf der anderen ein Investor, der offenbar mindestens für ihn günstigere Vertragsverhältnisse schaffen möchte.

"Die Partys gehen erstmal weiter"

Lutz Leichsenring, Sprecher der Berliner Clubcommission, sagt gegenüber ze.tt: "Es ist ein bisschen kompliziert: Dem Münchner Investor gehört nicht das komplette Areal. Aber es gibt wohl Überlegungen von ihm, im hinteren Teil des Geländes ein Hotel zu errichten." Dies würde die Clubs im vorderen Teil daran hindern, weiter Partys anzubieten.

"Dem KitKat selbst liegt noch keine Kündigung vor", sagt Leichsenring. Zusammen mit Sascha Disselkamp vom Sage Club seien die Betreiber*innen hier auf der Suche nach neuen Investor*innen, um das Gelände eventuell insgesamt zu erwerben, um dann dort beide Clubs weiter zu betreiben und neue kulturelle Einrichtungen zu schaffen. "Es gibt Überlegungen dazu, Ateliers, Proberäume oder ein Hospiz zu errichten", sagt er. Ein Hospiz neben einem Club? "Das ist kein Problem", meint Leichsenring. "Menschen, die immer in der Stadt gelebt haben, wollen zum Teil auch dort ihre letzten Tage verbringen. Ruhemäßig ginge das."

Dem KitKat selbst liegt noch keine Kündigung vor.
Lutz Leichsenring

"Natürlich war die Kündigung des Sage Clubs erst mal ein Schocker", sagt Leichsenring, "aber im Moment sind wir wieder voller Hoffnung, dass beide Clubs an dem Standort bleiben." Es sei dem Münchner Eigentümer bei der Kündigung wohl zunächst einmal darum gegangen, die Mietverhältnisse neu anzupassen, um selbst in eine günstigere Position bei einem möglichen Verkauf der Fläche zu kommen. Leichsenring meint: "Entschieden ist noch lange nichts und die Partys gehen erstmal weiter."