In den Sendungen von Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt soll nicht alles so abgelaufen sein, wie es dargestellt wurde. Statt mit unbeteiligten Protagonist*innen soll bei Late Night Berlin mit Schauspieler*innen gearbeitet worden, statt unwissende Promis in unangenehme Situationen zu bringen, soll bei Duell um die Welt einiges abgesprochen gewesen sein. Mit diesen Fake-Vorwürfen sahen sich die beiden Entertainer vergangene Woche durch das NDR-Format STRG_F konfrontiert. Eine Reaktion ihrerseits ließ jedoch auf sich warten, auch ProSieben äußerte sich in einer Pressemitteilung eher schwammig. Jetzt hat sich Heufer-Umlauf in seiner Sendung Late Night Berlin bei den Zuschauer*innen offiziell entschuldigt.

"Natürlich war unser erster Reflex zu sagen, ja, wir machen ja hier nur Quatschfernsehen", begann Heufer-Umlaufs Entschuldigungsmonolog in seiner Show Late Night Berlin, "und um Gottes willen, wir sind ja keine Journalisten, die jetzt ausschließlich der Wahrheit verpflichtet sind. Wir sind Joko und Klaas, wir haben uns den Mund zugenäht, wir haben uns einen Donut in die Stirn gespritzt, wir machen keine Dokumentationen, keine Reportagen, und wir machen und zeigen auch Sachen, die Sie und euch aus dem Alltag rausreißen sollen, das ist das Hauptziel". Dabei würden sie übertreiben und dramatisieren; für eine besser Pointe überspitzten oder verkürzten sie Sachen, stellten sie manchmal auch spektakulärer da, als sie in der Realität stattgefunden hätten. "Vieles, was in Fernsehstudios passiert, und vieles, was in dieser Reportage aufgezählt wurde, ist völlig zu Recht Teil einer Inszenierung namens Entertainment."

Von wegen spontan

In dem halbstündigen Video von STRG_F, Joko und Klaas: So faken sie ihre Videos, ging das Rechercheteam der Frage nach, wie glaubwürdig die Szenen in den Sendungen von Heufer-Umlauf und Winterscheidt sind. Dabei deckten sie unter anderem auf, dass ein vermeintlicher Fahrraddieb, der in einem Streich von Late Night Berlin angeblich auf frischer Tat ertappt wird, in Wirklichkeit engagiert war. Die Szene wurde laut NDR mindestens zweimal gedreht. Auch in einer Folge Duell um die Welt, in der Schauspieler Edin Hasanović vermeintlich in einem Heißluftballon allein gelassen wird, sah die Realität anders aus. Laut NDR war jedoch die ganze Zeit ein Pilot an seiner Seite. Mit diesen Rechercheergebnissen stellt sich nun die Frage: Wenn diese Szenen gefälscht sind, was kann man dann überhaupt noch glauben? Wie weit darf Spaßfernsehen gehen?

ProSieben kommentierte die Vorwürfe in einer Pressemitteilung, allerdings ohne explizit etwas zuzugeben oder sich zu entschuldigen. Auch Heufer-Umlauf hatte sich bis dato nicht eindeutig zu der ganzen Thematik geäußert. In der zuletzt veröffentlichten Folge seines Podcast Baywatch Berlin (Titel: Freche Wichser im Auge des Shitstorms) klingt lediglich an, dass er die Vorwürfe für halb so wild hält.

Aufrichtige Entschuldigung

Bei Late Night Berlin räumte er schließlich ein: "Trotzdem, und das will ich hier klar und deutlich sagen, sind wir in einzelnen Fällen über dieses Ziel hinausgeschossen, so zum Beispiel beim Fahrraddieb." Diesen Fall hätten sie deutlich so anders dargestellt, dass man es auch nicht mit so einem einfachen "ist ja nur Unterhaltung" wegwischen könnte: "Ich kann auch jeden verstehen, der davon enttäuscht wurde. Dafür möchte ich mich, ernst gemeint und ohne jede Ironie, entschuldigen. Das war ohne Wenn und Aber ein Fehler und wird so auch nicht mehr vorkommen. Wir und jeder einzelne, der mit uns an unseren Shows arbeitet, liebt das Fernsehen, liebt es, möglichst spektakuläre, lustige oder auch oft superdumme Sachen zu präsentieren".

Ich kann auch jeden verstehen, der davon enttäuscht wurde. Dafür möchte ich mich, ernst gemeint und ohne jede Ironie, entschuldigen.

Die Fehler, die sie dabei gemacht hätten, habe man nicht aus purem Zynismus, Zuschauer*innenverachtung oder Faulheit gemacht, so Heufer-Umlauf: "Es gab Einzelfälle, bei denen wir nicht einsehen wollten, dass die Realität weniger spannend ist als das, was wir gerne auf der Showbühne sehen."

Auf die Frage, wie es jetzt weiterginge, war es mit der Ernsthaftigkeit wieder vorbei: "Nächste Woche ist der Prozess bei Richter Alexander Hold."

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