In der Heimatstadt Kraftklubs, in Chemnitz, da habe es zwei Möglichkeiten gegeben: Entweder man war rechts oder eine Zecke. "Wir wurden so natürlich schon früh politisiert", erzählen Sänger Felix Brummer und Gitarrist Steffen Tidde, die uns während der Promotour für ihr kommendes drittes Album für ein Gespräch in Berlin besuchten.

In der neuen Indie-Punk-Platte stecken etwa eineinhalb Jahre Arbeit. Die Musik Kraftklubs ist ein Spiegel ihrer Geschichte in der ostdeutschen Stadt, ihrer Jugend, ihres Humors und ihrer Suche nach politischer Identität. Ihre Musik ist durch und durch politisch – auch wenn das so nicht unbedingt geplant war.

Obwohl Songs wie Schüsse in die Luft oder ganz aktuell Fenster nachts um halb drei vor allem in den links-alternativen Schuppen der Bundesrepublik laufen, weiß die Band heute, dass das mit der Wahrheit keine Einbahnstraße ist. "Wir haben sie nicht gepachtet, niemand hat das", sagt Felix. Er will sich vor einer politisch allwissenden Haltung verwehren.

Wir sind irgendwann in unserem Leben so abgebogen, und andere Menschen sind eben anders abgebogen."

Es ist Kraftklub daher trotz oder gerade wegen ihrer klaren Haltung wichtig, einen Dialog zu führen, über Politik, über Werte, über Grenzen, vor allem über die im Kopf. Was moralische Basics angeht, ist zumindest Felix radikaler. Wer etwa heute noch öffentlich meine, Homosexualität sei eine Krankheit oder man müsse Menschen nicht helfen, die vor Bomben fliehen, mit dem sei eine Diskussion überflüssig. "Es gibt da ein paar Punkte, da sage ich einfach: Fick dich." Klingt doch so, als sei das immer noch Punkrock.

Mehr über die Einstellung und das Selbstverständnis der Künstler und ihre Lösungsvorschläge für die Probleme der verrohten Debattenkultur im Netz seht ihr in unserem Video.

Das neue Album von Kraftklub, "Keine Nacht für Niemand", erscheint am 2. Juni. Hier eine Hörprobe: