Eine Geburt ist für den Teil der Menschheit, die noch nie selbst ein Kind zur Welt gebracht hat, ein ganz besonderes Mysterium. Eigentlich sind Geburten das Natürlichste auf der Welt – eigentlich. Denn irgendwo zwischen dem Bild der immer perfekten Mutter, die die Schmerzen der Geburt sofort vergisst, sobald sie das Baby zum ersten Mal im Arm hält und der Vorstellung von einem sauberen, rosigen Neugeborenen scheinen viele Menschen den Bezug dazu verloren zu haben, wie Geburten wirklich ablaufen.

Diese Erfahrung machte auch die US-amerikanische Hebamme Katie Vigos. Als sie 2014 begann auf ihrem Instagram-Account empoweringbirthproject Bilder von Geburten – vom eigentlichen, schmierigen und anstrengenden Prozess, nicht vom gebadeten Endergebnis – zu posten, wurden diese von der Plattform gelöscht. Die Begründung: Die Bilder seien zu grafisch und würden gegen die Richtlinien bezüglich Nacktheit und Pornografie verstoßen. Das wollte Vigos so nicht hinnehmen und startete eine Onlinepetition, durch die sie Instagram dazu bewegen wollte, die Zulassungsrechte von Geburtsbildern zu ändern.

Geburten = Pornografie?

Im Mai dieses Jahres war Vigos Petition erfolgreich. Instagram und Facebook beschlossen eine Änderung der Richtlinien, damit Bilder und Videos von Geburten in Zukunft nicht mehr entfernt würden. Ein wichtiger Schritt, denn Bilder von Geburten machen es Schwangeren und ihren Partner*innen möglich, sich mental auf das Ereignis vorzubereiten, schaffen eine realistischere Einstellung und leisten so Aufklärungsarbeit. Außerdem macht die Akzeptanz von Geburtsfotografie deutlich, welche Einstellung wir als Gesellschaft gegenüber Schwangerschaften und Geburten haben wollen. Geburten sind nicht eklig, auch wenn sie schleimig und schmerzhaft sein können. Sie sind Momente voller Stärke und Kraft.

Und egal ob im Kreißsaal, im Geburtshaus oder zu Hause, ob Wassergeburt oder Kaiserschnitt: Jede Art der Geburt kann für die gebärende Person und das Kind genau die richtige sein. Das zeigen auch die Geburtsbilder, die von der International Association of Professional Birth Photographers als die schönsten Geburtsfotografien des Jahres 2018 ausgezeichnet wurden.

Die Jury, von der die Bilder gekürt wurden, bestand aus Geburtshelfer*innen, Hebammen, Fotograf*innen, Journalist*innen und Unternehmer*innen. Alle Bilder des Wettbewerbs sind unter birthphotographers.com zu sehen.