Das Gras wird freigegeben – für die Aussteller und Besucher der Mary Jane ist das Fakt. Die Frage lautet für sie nicht ob, sondern wann. Schnell genug gehen kann es ihnen nicht, denn auf Deutschlands größter Hanfmesse am vergangenen Wochenende in Berlin wurde klar: Die Hanf-Industrie steht in den Startlöchern.

Wir haben uns umgeschaut: Die Besucher interessierten sich für Grow-Boxen, Hanfbücher und gigantische Bongs, für den medizinischen Nutzen der Cannabis-Pflanze und dafür, wie man Geld mit ihr verdienen kann, wenn die Legalisierung endlich kommt.

"Gras hat Wachstumspotenzial in der Wirtschaft"

"Deutschland ist einer der stärksten Wirtschaftsstandorte Europas – der Hanfmarkt hingegen ist kaum erschlossen und bietet hohes Wachstumspotential", liest man als Tenor auf der Website der Messe.

Von genau diesem "Wachstumspotenzial" sprachen dann auch die Speaker an den drei Messetagen. Sie präsentierten, wie industrieller Anbau funktioniert, zeigten Bewässerungssysteme für effektive Gras-Aufzucht, Hanföl in der Kosmetik. Am Sonntag gab es Politik-Schelte und Kritik an der "Kriminalisierung von Hanfkonsumenten".

Noch mehr Theorie nur bei den zahlreichen Ausstellern: Auch hier war der Anbau das große Thema. Welche Erde ist gut zum Gras-Aufziehen geeignet, welchen Dünger nutzt man am besten? In den Blumenkästen waren allerdings Thymian und Schnittlauch zu sehen, in den Grow-Boxen Kresse. Zwischen Konsumhelfern wie Bongs und Vaporizern machte der Deutsche Hanfverband (DHV) etwas Hanfpolitik und auch die Piraten-Partei hatte einen Stand.

Obwohl man nirgends Gras kaufen konnte, wurde auf der Messe kräftig gekifft – an jeder Ecke waberten Rauchschwaden durch die Luft.

Wer bahnbrechende Neuigkeiten erwartete, wurde übrigens enttäuscht: Popcorn und Drinks aus legalem Speisehanf gibt es dafür schon zu lange, Studien zur medizinischen Wirksamkeit der illegalen Cannabis-Pflanze auch.

Die Mary Jane war für Aussteller und Besucher eher eine Art Trockenübung: Was wollen Konsumenten? Wer positioniert sich wo als Marktakteur? Und wer wird an was wie viel verdienen? Antworten auf diese Fragen fanden Interessierte zuhauf.

Aber wie das überhaupt wird, wenn Cannabis legalisiert wird und der Kiffer zum Kunden? Die Band Mono & Nikitaman fürchtet sich davor schon lange:

Wenn der Verkauf dann staatlich reguliert wird, wie sehr profitiert die Regierung? Wird es ein Rückgaberecht geben, wenn das Gras nicht das hält, was es verspricht? Wenn zwei Shops nebeneinander liegen, die das gleiche Gras anbieten, aber unterschiedliche Preise nennen, wer setzt sich durch? Was wird aus dem hochgelobten "Spirit" der Durchschnittskonsumenten, die sich nur hin und wieder eine Tüte gönnen wollen?

Diese Fragen blieben auf der "Mary Jane" unbeantwortet.