Das Innenministerium analysierte kürzlich die registrierten Straftaten gegen Homosexuelle und Transmenschen für den Zeitraum Januar bis Juli 2017. Die Analyse wurde auf eine schriftliche Anfrage des Grünen-Abgeordneten Volker Beck hin erstellt. Das Ergebnis zeigt einige beunruhigende Entwicklungen, die sich bereits 2016 ankündigten.

Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 gab es 2017 rund 27 Prozent mehr homo- beziehungsweise transphob motivierte Straftaten, berichtet der Spiegel. In absoluten Zahlen heißt das, dass dieses Jahr 130 politisch motivierte Straftaten "mit der Nennung des Unterthemas 'Sexuelle Orientierung' gemeldet" wurden. Vergangenes Jahr waren es noch 102.

Nur wenige der Straftaten konnte die Polizei aufdecken. So heißt es in dem aktuellen Bericht des Innenministeriums: "In vielen Fällen verliefen die Ermittlungen erfolglos: Zu den entsprechenden Taten konnten nach Angaben des Ministeriums 70 Tatverdächtige ermittelt werden."

Tatsächliches Ausmaß ist höher

Das Ausmaß der trans- und homophoben Gewalt ist alarmierender, als es die Zahlen der Behörden widerspiegeln. Denn strukturelle Gewalt und Alltagsdiskrimierung werden nicht eingerechnet. Bastian Finke, der Leiter des schwulen Anti-Gewalt-Projekt Maneo in Berlin sagt, dass die Dunkelziffer in diesem Bereich relativ hoch sei. Er schätzt, dass "etwa 80 bis 90 Prozent der Straftaten nicht angezeigt und somit nicht bekannt werden", sagte er im Interview mit der Berliner Tageszeitung.

Damit erfährt die im Juni aufgekommene Euphorie über die Ehe für Alle einen Dämpfer. Transpersonen und Homosexuellen mangelt es noch immer an Entfaltungsmöglichkeiten, wie es Beck nennt. Denn diese setze die Freiheit von Angst vor Gewalt und Diskriminierung voraus.

Homo- und Transphobie müsse angegangen werden, forderte Volker Beck im Spiegel. "Unabhängig davon, ob sie islamistisch oder völkisch-national, religiös, politisch oder mackerhaft patriarchal daherkommt und begründet wird."