Wieso können Menschen in der Politik statt Hosenanzug, Krawatte und steifem Kragen nicht einmal eine Baseballmütze und einen Hoodie anziehen? Ein schluffiger Style, der seine politischen Träger*innen entspannt und dazu zwingt, durch Taten statt durch ein seriöses Erscheinungsbild zu überzeugen.

Die Idee, politische und kulturelle Führungspersönlichkeiten in Sachen Freshness aufzumotzen, kam dem israelischen Künstler Amit Shimoni. Der lernt Kunst schon früh lieben. Als Jugendlicher malte er die Wände seines Schlafzimmers voll, im Alter von 18 bis 21 Jahren verarbeitete er seine Zeit beim Militär in abstrakten Zeichnungen.

Und schließlich – nach einer mehrmonatigen Reise im Norden von Indien – wurde ihm klar, dass er mit Kunst seinen Lebensunterhalt verdienen möchte. Er machte den Abschluss an der Be'zalel Academy of Arts and Design in Jerusalem.

Seine Bildreihe Hipstory zeigt einflussreiche, meist politiknahe Personen so, als würden sie der Hipsterszene des 21. Jahrhunderts angehören. Darunter sind unter anderem Angela Merkel, Donald Trump und Mahatma Gandhi. Die Idee dafür kam Shimoni auf der Uni, als er ein Thema für sein Abschlussprojekt für den Kurs visuelle Kommunikation suchte. Die Aufgabe war, "Kommunikation zwischen Kunst und seinen Betrachtern" zu erzeugen. Mit Hipstory wollte er eine Verbindung zwischen seiner eigenen Generation und den wichtigsten politischen und kulturellen Führungspersönlichkeiten ziehen.

Shimonis Botschaft ist keine an die Politik, sondern eine an die Generation Y. Die sei viel egozentrischer und würde bloß "Fashion und Style zur Selbstdarstellung" nutzen, während sie gleichzeitig "von wichtigen Ideologien abkommt". Die Menschen heute seien müde – oder zu klug – geworden, die Gesellschaft als gemeinschaftliches System zu sehen. Stattdessen würde sich jeder bloß auf sich selbst konzentrieren.

Seine Bilder sollen aber nicht kritisieren, sie sollen zum Nachdenken anregen: Über Führungspersonen, was sie inspiriert und motiviert, über deren Wirkung auf die Gesellschaft, sowie auch auf den*die Betrachter*in selbst. Denn was wäre, wenn diese Führungspersonen weniger daran interessiert wären, das öffentliche Leben zu verändern? Wenn ein Mahatma Gandhi von seinem Aussehen besessen wäre, sich ständig die Glatze polieren würde und mehrere Stunden täglich damit beschäftigt wäre, Selfies auf Instagram zu laden, statt das Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien herbeizuführen? Andererseits gibt es auch Politiker*innen, bei denen es besser gewesen wäre, sie hätten sich nirgends eingemischt. Siehe Trump und Co.

Heute lebt der mittlerweile 31-Jährige mit seiner Frau Noga und ihrem Hund Adam in Tel Aviv, wo er auch sein eigenes Design-Studio Amit Shimoni Illustration betreibt. Seine Arbeiten wurden bereits unter anderem in Madrid, Berlin und New York ausgestellt.