Mein Gewicht beschäftigt mich. Ich finde nicht, dass das traurig ist, es mir an Selbstbewusstsein fehlt oder ich oberflächlich bin. Mein Gewicht beeinflusst meine Leistung im Sport und ob ich mein neues Kleid in drei Wochen noch tragen kann. Mein Gewicht beschäftigt mich jeden Tag.

Das heißt aber nicht, dass da irgendjemand ein Mitspracherecht hätte.

Wir sind Idealen nachgelaufen, übers Ziel hinausgeschossen oder vorher schon gescheitert. Wir können es nicht mehr hören."

Die gute Nachricht ist: Aus meiner Altersgruppe mischt sich auch keiner ein. Neulich nahm ich zehn Kilo ab; es war den Menschen um mich herum schlichtweg egal. Gefühlte Wahrheit: Wir sind aufgewachsen mit Essstörungen, mit Nachrichten von zu dicken, dünnen, muskulösen oder untrainierten Popsternchen. Wir haben alle Körperformen gesehen. Wir sind Idealen nachgelaufen, übers Ziel hinausgeschossen oder vorher schon gescheitert. Wir können es nicht mehr hören.

Es bleibt ein gewisses Unbehagen, in der öffentlichen Wahrnehmung, bei Älteren und wenn wir uns mal selbst vergessen: auch bei uns. Über Fremde redet es sich ja doch leichter. Kurvige Frauen? Entweder total unansehnlich oder viel zu sexy. Instagram bannte in der vergangenen Woche den Hahstag #curvy. Zu heiß waren die Beiträge. Inzwischen ist der Hashtag wieder freigegeben, gezeigt werden aber nur redaktionell freigeschaltete Bilder, wie dieses von Cosplayerin @alexandriathered.

... und Plus-Size-Model (warum heißt das eigentlich so?) Sabina Sadnik darf auch:

Instagram hat gegen über Re/Code erläutert, warum #curvy erst gebannt und dann wieder erlaubt war: "Im Fall von #curvy: Es gefällt uns nicht, Restriktionen auf ein Wort zu legen, das viele Menschen positiv nutzen. Deshalb haben wir uns entschieden, den Hashtag zu entblocken, gleichzeitig aber Schritte zu unternehmen, damit er nicht für schlechte Inhalte benutzt wird."

Da kommt dann sowas bei raus:

Mein erster Gedanke: Bad content gibt es unter dem #curvy-Tag so einigen. Ich verlinke das jetzt mal nicht, aber abseits von Instagrams Liste der beliebtesten Beiträge findet sich harte Pornografie. Und Instagram hat jedes Recht, diese Bilder zu löschen. Virtuelles Hausrecht, quasi.

Wenn ich mal zwei Monate Sport mache und mich gesund ernähre, bin ich nicht mehr normal?"

Aber #curvy? Das Wort beschreibt Frauenkörper, es beschreibt ein Schönheitsideal unter vielen. Der Hashtag #skinny wird genutzt, um Inspirationen für Magersüchtige zu teilen und solche, die es werden wollen. Besser ist das auch nicht, bei Instagram aber nicht verboten. Lieber krank als geil? Sieht irgendwie so aus.

Körper sind uns unbehaglich. Vor allem die, die von der Norm abweichen. Blöderweise gibt es keine Norm. Bulimia.com hat gerade Frauenkörper aus Videospielen umgestaltet.

In der neuen Fassung sollen sie realistischer sein - zeigen aber auch nur eine Variante von Frauenkörpern. Es nervt mich wahnsinnig. Heißt das jetzt, wenn ich mal zwei Monate Sport mache und mich gesund ernähre, bin ich nicht mehr normal?

Wir sind schon mal darüber hinweg, Frauen vorzuschreiben, sie müssten untergewichtig sein. Wir kommen langsam dahinter, dass eigentlich jeder mit sich selbst zufrieden sein soll. Und wenn ich einen Text darüber sehe, dass Lindsay Lohans Po hängt und ihr Bauch nicht in Form ist, fühle ich mich wie eine Voyeurin. Was geht mich ihr Körper an? Nichts. Dieses Gefühl ist ein Anfang.

Aber wir sind nicht da, wo wir sein sollten. Wir sind nicht soweit, andere so sein zu lassen, wie sie wollen. Noch immer formen viele sich ein Idealbild und wollen es dem Rest der Welt mitteilen. Fordern eine neue Normalität. Wir müssten es besser wissen.

Die Gesellschaft sucht verzweifelt nach einer Norm, an der sie sich orientieren kann. Und sie wird sich einfach nicht einig. Der Grund ist einfach: Die Suche ist Quatsch.