Im Supermarkt kostet der Liter Milch oft nicht mal 50 Cent. Zu wenig, um die Kosten der Bäuerinnen und Bauern abzudecken. Der "Milchgipfel" im Mai sollte das ändern, durch 100 Millionen Euro Zuschuss. Doch vielen Bäuerinnen und Bauern reichte das nicht.

Einige wollen sich nicht mehr den Vorgaben der Industrie beugen und verkaufen ihre Rohmilch nun an eigenen Milchtankstellen. Über milchtankstellen.de oder milchautomaten-direktvermarkter.de sind sie deutschlandweit zu finden. Zwischen 164 und 244 sind bereits registriert.

Selbst gezapft kostet der Liter 1 Euro. Das Geld geht direkt an die Bauern und Bäuerinnen. Das Konzept funktioniert für beide Seiten: Die Bäuerinnen und Bauern bekommen einen fairen Preis für ihre Milch, die Kund*innen frische Milch aus der Region. Bisher wird das Angebot gut angenommen, berichtet die NWZ.

Große Molkereien zahlen sonst gerade mal 20 bis 25 Cent für einen Liter. Als Ursachen für die niedrigen Milchpreise gelten sinkende Exporte, das Handelsembargo gegen Russland und die anhaltende Überproduktion.

Ob Milchtankstellen den Milchpreis nachhaltig positiv beeinflussen können, ist umstritten. "Das rettet uns Bauern nicht", sagte Udo Folgart, Chef des Fachausschusses Milch beim Deutschen Bauernverband dem Handelsblatt. Sie seien nicht mehr als eine Nische. Die meisten Bauern und Bäuerinnen würden den Großteil ihrer Milch weiterhin an Einzelhändler und Supermarktketten verkaufen.

Hersteller der Milchtankstellen sehen darin hingegen die Rettung der Milchbranche: "Ich glaube, dass die Milchtankstellen in Zukunft in Supermärkten, gehobenen Lebensmittelgeschäften und Feinkostläden zu finden sein werden. Eine Nische sind sie derzeit noch – aber nicht mehr lange", sagt Dirk Hensing, Geschäftsführer der Hensing GmbH zu ze.tt.