Triggerwarnung: Dieser Text beschäftigt sich mit Depressionen und Suizid. Betroffene oder Menschen, die das potentiell belastet, sollten eventuell nicht weiterlesen. Am Ende des Textes gibt es Infos zu kostenlosen und anonymen Beratungsstellung.

Die ägyptische Aktivistin Sarah Hegazi ist vergangenes Wochenende verstorben. Laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland habe sie sich nach schweren Depressionen selbst das Leben genommen.

Die 30-Jährige war im Oktober 2017 von der ägyptischen Polizei verhaftet worden, weil sie bei einem Konzert von Mashrou' Leila die Regenbogenflagge in die Höhe hielt. Mehrere Dutzend weitere Menschen seien ebenfalls festgenommen worden. Die libanesische Indierockband unterstützt mit ihren Lieder homo- und transsexuelle Menschen und spricht sich regelmäßig gegen Polizeigewalt und Korruption aus.

Das Foto, auf dem Hegazi auf den Schultern eines Freundes sitzt und die Regenbogenfahne schwenkt, erlangte damals viel mediale Aufmerksamkeit. Der Leadsänger der Band, Hamed Sinno, teilte am Sonntag das Bild in Erinnerung an die Aktivistin.

Ein Zeichen der Solidarität wurde ihr Todesstoß

Vor Gericht beschuldigte die ägyptische Staatsanwaltschaft Hegazi, sich einer verbotenen Gruppe angeschlossen zu haben, die "abweichendes Denken" fördere. Hegazi verteidigte sich gegen diese Anschuldigungen mit dem Argument, sie habe die Pride-Flagge aus Solidarität mit homosexuellen Menschen gezeigt. Es sei "ein Akt der Unterstützung gewesen (…) für alle, die unterdrückt werden", sagte sie später in einem Interview mit dem NPR.

Homosexualität per se ist in Ägypten nicht illegal. Laut New York Times verbieten ägyptische Gesetze jedoch "ausschweifende Lebensstile". Auf dieser Grundlage wurde Hegazi nach dem Konzert verhaftet. Während ihres dreimonatigen Gefängnisaufenthalts wurde sie laut eigenen Aussagen von der Polizei mit Elektroschocks gefoltert und von anderen Insass*innen misshandelt. Sie sagte später aus, die Polizei habe diese dazu angestiftet.

Im Januar 2018 wurde Hegazi gegen eine Kaution wieder freigelassen und zog nach Kanada, wo sie bis zuletzt im Exil lebte. Seit ihrer Freilassung litt sie laut befreundeten Aktivist*innen unter schweren Depressionen. Sie seien auch der Grund gewesen, warum sich Hegazi das Leben nahm. Laut des deutschen Schwulenmagazins Mannschaft, wurde eine handschriftliche Notiz mit letzten Worten im Internet veröffentlicht, die ihr zugeschrieben wird:

"An meine Geschwister – ich habe versucht, Erlösung zu finden und bin gescheitert, verzeiht mir. An meine Freund*innen – die Erfahrung war hart und ich bin zu schwach, um ihr zu widerstehen, verzeiht mir. An die Welt – du warst in hohem Maße grausam, aber ich vergebe dir."

Viele Menschen zollen ihr unter dem Hashtag #SarahHegazi online ihren Respekt.

Hilfe holen

Falls du unter Depressionen leidest und dich Suizidgedanken plagen, findest du bei der Telefonseelsorge online oder telefonisch unter den kostenlosen Hotlines 0800 1110111 und 0800 1110222 rund um die Uhr Hilfe. Du kannst dich dort anonym und vertraulich beraten lassen.

Angehörige, die eine nahestehende Person durch Suizid verloren haben, können sich an den AGUS-Verein wenden. Der Verein bietet Beratung und Informationen an und organisiert bundesweite Selbsthilfegruppen.