Schon in seiner Jugend ist Peter Untermaierhofer von alten Fabrikanlagen fasziniert. Die verlassene deutsche Rüstungsproduktionsanlage aus dem Zweiten Weltkrieg, die er in der Nähe seines Heimatorts in Niederbayern entdeckt, wird zu seinem liebsten Spielplatz. Viele Jahre später kehrt er mit seiner ersten Spiegelreflexkamera zurück und schießt dort seine ersten Lost-Places-Fotos.

Heute reist Untermaierhofer als professioneller Fotograf durch Europa und besucht verschiedenste Industrieanlagen, von Zementfabriken und Bierbrauereien über Wasserkraftwerke bis hin zu Kleiderfabriken. Wer hat hier unter welchen Umständen gearbeitet? Wie lange ist das her? Was könnten das für Maschinen sein? Wie heiß oder staubig muss es hier gewesen sein? "Wenn ich die alten Maschinen, alte PC-Hardware oder Schaltschränke sehe, wird mir oft erst bewusst, wie schnell der technische Sprung in den letzten 50 bis 100 Jahren gegangen ist", erklärt der Fotograf.

Den Blick in die Vergangenheit begleite auch ein Funke Gefahr. Das Sicherheitsrisiko in alten Fabrikanlagen sei nämlich deutlich höher als bei anderen Lost Places wie zum Beispiel alten Kinosälen oder Hotels. Oft müsse Untermaierhofer für ein gutes Foto verrostete Leitern, Gitterroste oder Riffelbleche entlangklettern, die seit Jahren nicht gewartet wurden. "Einmal wäre ich in einem dunklen Bereich fast zehn Meter in die Tiefe gefallen, weil bei einem Treppensteg eine Metallabdeckung gefehlt hat. Zum Glück habe ich noch rechtzeitig meine Taschenlampe gezückt", erzählt Untermaierhofer. Seit diesem Erlebnis sei er im Dunkeln sehr vorsichtig.

Metalldieb*innen sind keine gute Gesellschaft

Eine potenzielle Gefahr geht auch von Metalldieb*innen aus, vor denen sich Untermaierhofer in Acht nehmen muss. Gerade in alten Fabrikanlagen finden sie altes Buntmetall oder Eisen, das sie illegal an Schrotthändler*innen verkaufen können. "Sie wissen natürlich, dass sie nicht gern gesehen werden, und wenn man dann auch noch eine Kamera dabei hat, mit der man sie fotografieren könnte, werden sie schnell aggressiv", sagt der Fotograf. In so einem Fall tritt er schnell und unauffällig den Rückzug an und führt sein Vorhaben ein anderes Mal zu Ende.

Sicherheit gehe immer vor, so Untermaierhofer. Kein Risiko, kein noch so beeindruckendes Motiv sei es Wert, sich in Gefahr zu bringen. Da er meistens alleine an Orten unterwegs sei, die ohnehin kaum jemand besuche, könne es bei Notfällen sehr lange dauern, bis er Hilfe bekommt. Aus demselben Grund würde er auch nicht irgendwo einbrechen, Zäune zerschneiden oder sich anders Zutritt zu verfallenen Gebäuden verschaffen. "Das schadet langfristig nicht nur den Gebäuden, sondern ist schlicht und einfach Einbruch inklusive Sachbeschädigung. Damit will ich nichts zu tun haben", sagt er.

Zum Schutz der Einrichtungen möchte Peter Untermaierhofer den genauen Standort der Lost Places nicht verraten.Teil 1: Lost Places: Verlassene Psychiatrien sind gruseliger als jede Geisterbahn

Teil 2: Lost Places: Der verstummte Applaus von verlassenen Kino- und Theatersälen

Teil 3: Lost Places: Wenn prächtige Hotels zu Ruinen verfallen

Teil 5: Lost Places: Der verfallene Prunk alter Schlösser