Das Licht geht wieder an. Atmosphärische Musik ertönt aus den Lautsprechern. Während sich der Vorhang wieder zuzieht oder der Abspann über die Leinwand rollt, erheben sich die Besucher*innen langsam wieder aus ihren Stühlen und bewegen sich murmelnd zum Ausgang. Mit der Frage "Und, wie fandest du's?" werden Gespräche initiiert. Das gerade Erlebte wird aufgearbeitet, das Gesehene beurteilt. Wie war die schauspielerische Leistung im Film? War das Theaterstück gut inszeniert?

Jeder Film, jedes Theaterstück, jedes Gedicht hat die Möglichkeit, Menschen zu bewegen. Sei es Marvels Black Panther, Shakespears Sommernachtstraum oder eine Tragödie der griechischen Antike. Die szenische Aufführung dramatischer Texte hat eine Geschichte, die viele Jahrhunderte in die Vergangenheit reicht. Sie ist gekennzeichnet durch gesellschaftliche Umbrüche und Trends, sowie durch technische und kreative Weiterentwicklung – und sie ist immer das Ergebnis einer künstlerischen-kulturellen Praxis. Manche Stücke gingen als legendär in die Weltgeschichte ein, andere waren belanglos und gerieten schnell in Vergessenheit.

Überall versteckte Emotionen

Ob zu Recht oder nicht – Ziel war es immer, Emotionen aus den Zuschauer*innen zu kitzeln. Das Publikum sollte vor Begeisterung klatschen, vor Kummer schluchzen und zum Nachdenken angeregt werden. Manchmal hat es vor Empörung geschrien. Wer Theater- oder Kinosäle betritt, spürt diese Emotionen in der Luft hängen, auch wenn gerade keine Vorstellung läuft oder der Saal nicht mehr in Betrieb ist. Es ist diese besondere Stimmung, die Peter Untermaierhofer mit seinen Fotos von längst verlassenen Theatern oder Lichtspielhäusern versucht einzufangen.

"In Kinos, Ballsälen und Theatern fragt man sich zwangsweise, was hier wohl aufgeführt wurde", sagt Untermaierhofer. Manchmal würde er alte Filmposter an den porösen Wänden finden. Dann wisse er nicht nur, wann die Einrichtung etwa geschlossen wurde, sondern fühle sich auch gleich in die Vergangenheit zurückversetzt. "Ich stelle mir dann vor, wie voll die Säle gewesen sein mussten, wie die Zuschauer nach einer Vorführung geklatscht oder gejubelt haben", sagt der Fotograf aus Niederbayern.

"Ich sauge die Atmosphäre auf und versuche, sie auch in meine Bilder zu bringen. In jedem Bild von mir steckt ein Teil der Emotionen, die ich beim Ablichten empfunden habe und die ich in der Nachbearbeitung wieder ins Foto bringen möchte", sagt Untermaierhofer. Hat er eine freundliche Stimmung vor Ort erlebt, soll auch das Foto in warme Farben getaucht sein. Kalte Farben oder Dunkelheit auf den Fotos sollen eine eher bedrohliche Atmosphäre vor Ort bezeichnen. "Ich biete den Betrachtern eine Szenerie. Der dazugehörige Film dazu soll sich bei jedem einzelnen individuell im Kopf abspielen", sagt er.

Zum Schutz der Einrichtungen möchte Peter Untermaierhofer den genauen Standort der Lost Places nicht preisgeben.Teil 1: Lost Places: Verlassene Psychiatrien sind gruseliger als jede Geisterbahn

Teil 3: Lost Places: Wenn prächtige Hotels zu Ruinen verfallen

Teil 4: Lost Places: So charmant sehen verlassene Fabriken aus

Teil 5: Lost Places: Der verfallene Prunk alter Schlösser