Die steigende Hitze der letzten Tage hat eine interessante Diskussion an die Oberfläche gespült: Warum dürfen Frauen in knielangen Röcken und Kleidern zur Arbeit kommen, während Herren sich in langen Hosen abschwitzen müssen?

Konsequent demonstrierten einige Männer gegen die fragwürdige Logik hinter solchen Regelungen, indem sie die verbotenen Shorts gegen erlaubte Kleider austauschten, wie diese Schüler aus Exeter oder dieser Angestellte eines Callcenters in England. Inzwischen hat sogar die gesamte männliche Belegschaft der Busgesellschaft der französischen Stadt Nantes die langen Arbeitshosen aus Protest zu Hause gelassen und kam stattdessen in Röcken zur Arbeit.

Und was für ein Anblick das ist!

"Das Kleid steht dir sehr gut, Fred."

Oberflächlich betrachtet geht es ihnen nur um das Recht, bequeme Kleidung auf der Arbeit tragen zu dürfen. Bei über 30 Grad Celsius nicht in langen schwarzen Stoffhosen im Büro oder hinter dem Lenkrad sitzen zu wollen, ist ein Wunsch, den wir wohl alle nachvollziehen können. Aber eigentlich könnte man die Debatte auch noch viel weiter führen.

Wieso sind Männer überhaupt gezwungen, Hosen zu tragen? Röcke sind nicht nur im Sommer angenehmer, sie ermöglichen auch mehr Beinfreiheit, sind hübsch anzusehen und vor allem bequem, solange sie nicht hauteng anliegen. Nicht umsonst gibt es durchaus eine lange Tradition weiter Beinkleider für Herren.

Neben dem allseits bekannten Kilt, der bis heute schottische Männerbeine umschmeichelt, trugen auch Griechen und Albanier bis ins 19. Jahrhundert voller Stolz ihren Rock, die Fustanella als Teil militärischer Uniformen. In Südostasien und einigen Teilen Afrikas gehören Wickelröcke oder -kleider auch zur üblichen Herrenmode und wer schon einmal den japanischen Hosenrock Hakama gesehen hat, wird wohl kaum behaupten können, Röcke wären für Männer nicht kleidsam.

Auch Frauen mussten kämpfen

Heute tragen Frauen häufiger Hosen als Röcke, bedienen sich ganz selbstverständlich aus der Herrenabteilung und tragen Mode, die von typischen Herrenschnitten inspiriert wurde. Das war aber nicht immer so.

Noch bis zur Jahrhundertwende waren Hosen den Männern vorbehalten und galten als unschicklich für Frauen. Der enganliegende Stoff betonte Hintern, Hüfte und vor allem Schritt zu sehr, um von anständigen Frauen getragen zu werden.

Das änderte sich jedoch mit dem zweiten Weltkrieg dramatisch. In Waffenfabriken und Straßenbahnhäuschen war kein Platz für dicke Röcke und falsche Scham. Die Hose setzte sich gemeinsam mit Bubikopf und Zigarettenkonsum in der Frauenwelt durch.

Auch wenn die Mehrzahl der Frauen in Friedenszeiten zu Rock und Kleid zurück wechselte, waren Hosen nicht mehr aus der Frauenmode wegzubekommen. Hosenanzüge, militärische Schnitte, Zylinder und Stoffhosen wurden durch Ikonen wie Marlene Dietrich oder Louise Brooks zu Klassikern.

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Zeit wird's

Frauen erkämpften sich die Herrenkleidung über Jahrzehnte hinweg und heute ist eine Frau im Hosenanzug wirklich kein anstößiger Anblick mehr.

Ich plädiere dafür, dass jetzt die Männer dran sind."

Seit einigen Jahren wird der Herrenrock von ein paar avantgardistischen Modeliebhabern bereits getragen und auf die Straßen der Metropolen gebracht. Dabei sollte es aber nicht bleiben. Öffnen wir endlich die Ladentüren weit und die Damenabteilungen auch für Männer. Soll doch ein jeder tragen können, was ihm gefällt und worin er sich wohl fühlt.

Das kann für den einen bedeuten, weiter in Anzughose und Sakko unterwegs zu sein. Für den anderen heißt es aber vielleicht, sich in einen hautengen Lederrock zu schmeißen, Glitzernagellack aufzulegen und mit seinem extravaganten Eyeliner allen die Show zu stehlen. Und das sollte dann auch sein verdammtes Recht sein!