"Heiraten? Wenn überhaupt, dann bitte erst mit Ende 20. Oder lieber gar nicht." Ein westlicher Gedanke, der jungen Malawier*innen fremd war. Das Land im Südosten Afrikas weist eine der höchsten Kinderehenraten weltweit auf. Die Organisation Girls Not Brides berichtet, dass 2012 jede*r zweite Malawi unter 18 Jahren verheiratet wurde.

Im Bezirk Dedza stößt Theresa Kachindomoto eine Trendwende an. Die aktuelle Inkosi, also die Regierende des Bezirks, versucht die Bewohner an der Verheiratung von Jugendlichen zu hindern. In mehr als 850 Fällen war sie damit bereits erfolgreich.

Gesetzliche Regelung erweist Lücken

Kachindomoto ist nicht die einzige, die sich gegen die Kinderehe engagiert. 2015 erließ die malawische Regierung ein Gesetz, das Kinderehen verbietet und ein Mindestalter von 18 Jahren festsetzt.

"Das Gesetz ist sehr wichtig, da die Anzahl der Mädchen, die wegen der Heirat aus der Schule genommen werden sehr hoch ist", sagte die Parlamentarierin Jessie Kabwila der Nachrichtenagentur Reuters. Zudem würden viele Mädchen zu jungen Müttern – wenn sie die Geburt überleben.

Doch das Gesetz weist Lücken auf: Mit der Einwilligung der Eltern dürfen Kinder nach wie vor verheiratet werden.

Dass sich Theresa Kachindomoto gegen die Kinderehe wehrt und überhaupt wehren kann, ist nicht selbstverständlich. Sie wuchs in einer traditionellen Familienstruktur auf und hätte als Jüngste von zwölf Geschwistern niemals damit gerechnet, diejenige zu sein, die einmal über 900.000 Bewohner*innen regiert, schreibt Al Jazeera. Doch nachdem sie 27 Jahre lang als Sekretärin in einem College in Zomba gearbeitet hatte, ernannte der regierende Inkosi des Bezirks sie zu seiner Nachfolgerin.

Seit 13 Jahren regiert Theresa Kachindomoto

Trotz heftiger Gegenstimmen, zog Kachindamoto mit ihrer Kampagne von Tür zu Tür, berichtet UN Women. "Zuerst war es schwierig, aber langsam verstehen die Menschen meine Absichten", sagte Kachindamoto.

Als Mutter von fünf Kindern weiß Kachindomoto genau, was Ehe, Familie und Erziehung für den Werdegang junger Menschen bedeutet. "Ich möchte keine jugendlichen Ehen", sagt sie. Die Häuptlingsfrau weiß, welche Möglichkeiten jungen Malawier*innen mit dem Brechen der Tradition der frühen Heirat bekämen. "Die jungen Mädchen und Jungen müssen zur Schule gehen. Kein Kind sollte während der Schulzeit zuhause versauern oder den Haushalt erledigen."