Dass jüngere Geschwister tendenziell eine schlechtere Ausbildung bekommen und später weniger Geld verdienen als ihre älteren Brüder und Schwestern ist bereits aus früheren Studien bekannt. Die Bevölkerungsforscher Kieron Barclay und Mikko Myrskylä vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung belegten nun erstmals gemeinsam mit Martin Hällsten von der Universität Stockholm, dass es auch geschwisterliche Unterschiede bei der Wahl spezifischer Studienfächer gibt. Dafür untersuchten sie Familien in Schweden: Insgesamt 146.000 Studierende, die zwischen 1982 und 1990 geboren wurden und sich zwischen 2001 und 2012 an einer Hochschule eingeschrieben haben.

Die Wahl des Studienfachs macht die Hälfte der langfristigen Einkommensunterschiede aus

Die Forscher fanden heraus, dass ältere Geschwister eher eine Ausbildung wählen, mit der sie später besser bezahlte Jobs bekommen. Dazu zählen vor allem die Ausbildung zu ärztlichem Fachpersonal oder Ingenieur*innen. Die Jüngeren entscheiden sich eher für Kunst, Journalismus oder Lehramt.

"Dass Geschwister unterschiedliche Fächer wählen, liegt nicht nur daran, dass erste Kinder bessere Noten in der Schule haben", sagt Kieron Barclay. Auch als die Forscher*innen den Einfluss der Schulnoten herausrechneten, änderte sich an den unterschiedlichen Vorlieben bei der Studienwahl nichts. Viel eher würde die häusliche Umgebung und die elterliche Fürsorge eine Rolle spielen.

Demnach sollen Eltern in erstgeborene Kinder mehr investieren als in die folgenden. "Dies scheint Unterschiede in den Fähigkeiten und Ambitionen der Kinder sogar innerhalb der Familie zu bewirken", sagt Kieron Barclay. Diese Unterschiede werden von Kind zu Kind immer größer. Denn Eltern könnten immer nur dem erstgeborenen Kind die volle Aufmerksamkeit bieten. Je mehr Kinder sie zu versorgen haben, desto mehr müssen sie ihre Aufmerksamkeit aufteilen. Das würde Erstgeborenen schon früh einen Vorsprung geben.

Studiert das erste Kind beispielsweise Medizin, tut das zweite Kind dasselbe mit einer um 27 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit, der Unterschied zwischen dem ersten und dritten Kind beträgt gleich 54 Prozent. Umgekehrt gilt dasselbe für Studiengänge, die später zu schlechter bezahlten Jobs führen. Studiert das Erstgeborene Kunst, macht es das Zweitgeborene mit einer um 27 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit auch. Das dritte Kind mit 36 Prozent, das vierte mit 82 Prozent.

Wer also was studiert, hängt zu großen Teilen von der Geburtenreihenfolge ab. Obwohl es doch eigentlich fairer wäre, wenn Eltern in alle ihrer Kinder gleich viel investierten.