Augen zu und durch ist die Devise. Auch wenn sie widerlich aussehen – Mehlwürmer sind gesund und schmecken manchmal sogar gut. Jetzt kann man sie mithilfe einer neuen Zuchtbox in der Küche selbst großziehen und dann auf den Salat sprenkeln. Katharina Unger wuchs auf einem Bauernhof in ihrem Heimatort an der österreichisch-ungarischen Grenze auf. Bei einem Aufenthalt in Hong Kong wurde ihr bewusst, dass der Großteil der dortigen Nahrungsmittel importiert war. Und kein Mensch wusste, woher sie tatsächlich kamen. Das brachte die Produktdesignerin zum Nachdenken. Über das Nahrungsmittelsystem, gesunde Ernährung und Alternativen. Das Ergebnis war der weltweit erste so genannte "Hive" für die Küche, mit dessen Hilfe sie "essbare Insekten als nachhaltige, gesunde Fleischalternative" allen zugänglich machen möchte.

Das Wort "Mehlwurm" allein treibt ja manchen schon den Ekelschweiß auf die Stirn. Jetzt sollen die Viecher in gerösteter Form als Topping auf den Salat – und dabei richtig gesund sein. Gesundes Essen war noch nie mit so viel Überwindung verbunden.

Das Auge isst schließlich mit. Eine sich langsam windende, braune Masse an Ungeziefer macht kein schönes Bild, egal wie viele Instagram-Filter man drüber legt. "Auch für mich war es eine Überwindung am Anfang. Aber nach dem ersten Biss war ich überzeugt", meint Katharina. Wer sich die Viecher schon mal munden ließ, weiß, dass sie eigentlich ganz harmlos schmecken. Nussig, knusprig – wie sehr fettiges Popcorn.

Wer den Anblick nicht erträgt, der macht am besten die Augen zu und isst die gesunden Insekten trotzdem. Im Hive lassen sich wöchentlich 200 bis 500 Gramm proteinreicher Mehlwürmer heranziehen. Und pflegeleicht sind die Dinger noch obendrein, denn sie geben sich mit übriggebliebenen Gemüseabfällen als Futtermittel völlig zufrieden.

Katharina ist auf jeden Fall davon überzeugt: "Mehlwürmer sind ein noch unbesungenes Superfood. Ausgestattet mit dem Proteingehalt von Rindfleisch und dem Aminosäurenprofil von Tofu sind sie eine gesunde Alternative zu Fleisch. Dazu haben sie mehr Ballaststoffe als Brokkoli und mehr Vitamin B12 als Eier. Reichlich Kalium macht sie gut, um Schlaganfällen vorzubeugen und Vitamin B5 ist hervorragend für die Haut."

Statt Nährstoffe aus der Apotheke zu kaufen, kann man sie jetzt also zu Hause am Küchentisch züchten. Und wenn laut Katharina in China sogar Hautlotionen aus den Würmern gemacht werden, dann muss irgendwas dran sein.

Beim Kauf eines solchen Geräts ist ein Mehlwurm-Starter Kit dabei. Im obersten Teil des Hives, der so genannten Puppenbox, werden sie nach einigen Tagen zu Käfern und beginnen Eier zu legen. Daraus schlüpfen in Folge wieder putzige Babymehlwürmer, die in die jeweils untere Lade plumpsen. Sind sie in der sechsten Lade angelangt, kann der wöchtenliche Ernteprozess beginnen. Bis dahin dauert es acht bis neun Wochen.

Es kann allerdings sein, dass Personen, die allergisch auf Schalen- oder Krustentiere sind, auch ähnlich auf Insekten reagieren. So genau ist das aber noch nicht klar.