Bei den stets prall gefüllten Supermarktregalen fällt es häufig nicht auf, wenn Hersteller*innen die Verpackungen ihrer Produkte verändern. Nicht selten wird dabei nicht nur das Verpackungsdesign, sondern auch die Inhaltsmenge der Lebensmittel geändert. Um darauf aufmerksam zu machen, kürt die Verbraucherzentrale Hamburg jährlich die Mogelpackung des Jahres. Bis zum 20. Januar 2019 hatten Verbraucher*innen die Möglichkeit, an einer Online-Umfrage der Verbraucherzentrale teilzunehmen und über die Mogelpackung abzustimmen.

Außerdem auf ze.tt: So viel Zucker ist in deinem Essen

2019 standen dafür fünf Hersteller*innen in der Endauswahl, die allesamt ihre Produkte mit weniger Inhalt für meist den gleichen Preis verkauften. Zur Auswahl standen die Chipsletten von Lorenz Snack-World, Smarties von Nestlé, Mini Babybel von Bel, die Lidl-Truthahnsalami Light von Dulano und das Obstwiese Rheinisches Apfelkraut von Grafschafter. Auf der Webseite der Verbraucherzentrale wurden die Mogeleien hinter den Produkten vorab detailliert vorgestellt.

Chipsletten von Lorenz Snack-World

Der salzige Snack wird nun in einer 100-Gramm-Packung verkauft und nicht mehr, wie zuvor, in der 170-Gramm-Dose. Bei der Supermarktkette Kaufland kosten die Chips dennoch nach wie vor 1,59 Euro, was eine Preiserhöhung von 70 Prozent bedeutet. Andere Anbieter*innen haben die Preise zwar etwas gesenkt, doch laut Verbraucherzentrale Hamburg bleibt es dennoch bei einem Preisanstieg von etwa 50 Prozent.

Smarties von Nestlé

Die bunten Schoko-Dragees vom Hersteller Nestlé sind laut Verbraucherzentrale über die letzten vier Jahre hinweg über 30 Prozent teurer geworden: Zur Zeit werden die Smarties-Rollen bei gleichbleibendem Preis nur noch mit 130 statt mit 150 Gramm befüllt. Vor knapp vier Jahren wurden die Rollen sogar noch mit 170 Gramm Packungsinhalt verkauft.

Mini Babybel von Bel

Der kleine Käsesnack vom Hersteller Bel wird laut Verbraucherzentrale zwar noch für 1,89 bis 1,99 Euro verkauft, jedoch befinden sich nun nicht mehr sechs, sondern lediglich fünf Käsekugeln in den roten Netzen. Das entspricht einer Preiserhöhung von 20 Prozent.

Truthahnsalami Light von Dulano

Doch nicht nur die großen Markenhersteller tricksen: Bei Discounter Lidl wird eine Truthahnsalami vom Hersteller Dulano in der Light-Variante für einen etwa 33 Prozent höheren Preis als die herkömmliche Variante verkauft. Obwohl die Salami als Light-Produkt beworben wird, sind die Inhaltsstoffe identisch mit der herkömmlichen Variante. Die Light-Salami enthält laut Verbraucherzentrale sogar mehr Kalorien und Fett.

Obstwiese Rheinisches Apfelkraut von Grafschafter

Der Aufstrich Obstwiese Rheinisches Apfelkraut vom Hersteller Grafschafter wird nicht mehr im 450-Gramm-Glas verkauft. Ganze 130 Gramm weniger, nämlich 320 Gramm, werden nun in das Glas gefüllt. Doch nicht nur der Inhalt, auch der Name wurde geändert: Hieß das Produkt zuvor noch "Apfelschmaus" wird es bei gleicher Rezeptur nun als "Obstwiese" beworben. Die Verbraucherzentrale spricht von einem Preisanstieg von bis zu 41 Prozent.

And The Winner Is ...

Das Rennen um den Negativpreis Mogelpackung des Jahres 2019 machten in diesem Jahr die Chipsletten der Firma Lorenz. Über 23.000 der insgesamt 40.000 Stimmen gingen an die Chipsletten. Die Light-Truthahnsalami belegt mit fast 7.000 Stimmen den zweiten Platz und die Mini Babybel-Käsekugeln schaffen es mit immerhin rund 4.000 Stimmen auf das Treppchen. Die Smarties von Nestlé erhielten 3.450 Stimmen und der Obstaufstrich von Grafschafter belegt mit fast 2.000 Stimmen den fünften Platz.

Das Ergebnis sei, so meldet die Verbraucherzentrale Hamburg, noch nie so klar gewesen wie in diesem Jahr: "Es ist ein Denkzettel, den Hersteller Lorenz völlig zu Recht bekommen hat. Der versteckte Preisanstieg bei den Chipsletten ist besonders krass, dreist umgesetzt und nicht der erste dieser Art", heißt es in der Pressemeldung. Außerdem werden die Chipsletten nun mit einer neuen Verpackung verkauft, welche zusätzlich mit einem Servier-Tray und Frischefolie ausgestattet ist. Dadurch bekämen Verbraucher*innen weniger Chips und mehr Verpackungsmüll für ihr Geld, heißt es weiter.

Um derartige Mogelpackungen zukünftig zu unterbinden, fordert die Verbraucherzentrale Hamburg eine Onlineplattform, auf der über Veränderungen der Füllmenge informiert werden soll. Hier sieht man vor allem die Politik in der Pflicht.