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Molly will unbedingt einen schwarzen Anzug tragen. Als Kind hat sie einen Einsatz der Men in Black beobachtet und träumt seither davon, Teil der Alienpolizei zu sein. Doch Kontakt mit der streng geheimen Organisation aufzunehmen, gestaltet sich als schwierig. Weder ihre Ausbildung beim FBI noch ein Vorsprechen bei der CIA bringen die Endzwanzigerin dem exklusiven Kreis an Anzugträger*innen näher. Also überwacht sie die Einsätze der Men in Black in New York, macht ihr Hauptquartier ausfindig und spaziert schließlich forsch zum Vorstellungsgespräch hinein.

Mit diesem Einstieg erweckt Men in Black: International zunächst den Eindruck, als würde sich die Sci-Fi-Actionkomödie inhaltlich von ihren drei Vorgängerfilmen lösen. In denen stand Agent J (Will Smith) im Fokus der Geschichte: ein junger New Yorker Polizist, der in den exklusiven Alienpolizeizirkel rekrutiert wird, Verantwortungsbewusstsein erlernt und zum Mann mit Vorbildfunktion reift. Die ersten zwanzig Minuten von Men in Black: International stellen Molly (Tessa Thompson) nun als eine von Beginn an verantwortungsbewusste, zielstrebige Frau mit großer Moral vor. In Molly schlummert das Potenzial, dass sie den MIB-Männercircus aufmischt. Dass sie Ermittlungen anders angeht. Dass man das Men in Black-Universum aus Mollys Augen neu kennenlernt. Aber Fehlanzeige.

Schnell schicken die Macher*innen Molly alias Agent M auf die gleiche Reise wie Agent J im 1997er Original: Sie wird dem erfahrenen Agent H (Chris Hemsworth) zur Seite gestellt, zum Zugucken und Lernen, um ihm am Ende dabei zu helfen, ein einschneidendes Ereignis in seiner Vergangenheit zu verarbeiten. Auch gelegentliche "Warum gibt es eigentlich keine Women in Black?"-Sprüche täuschen nicht darüber hinweg, dass Men in Black: International mehr ein Remake des Originalfilms statt eines echten Neubeginns ist. Die Actionkomödie unterhält 115 Minuten lang ordentlich, sämtliche Rollen sind gut besetzt. Den Willen, die Reihe originell fortzuführen, lässt der vierte MIB-Teil jedoch vermissen.

Wenn es um Blockbuster geht, spielt Hollywood auf Nummer sicher

Wenn es um große Blockbuster-Reihen geht, klammern sich die Verantwortlichen häufig viel zu sehr an die Vergangenheit. Als Regisseur J. J. Abrams mit Das Erwachen der Macht die Star Wars-Reihe fortführte, kopierte er zu weiten Teilen den Originalfilm – inklusive Bösewicht mit schwarzer Maske und gewaltiger Kampfstation. Im gleichen Jahr ließ Regisseur Colin Trevorrow in Jurassic World ähnlich dem Original Jurassic Park die Dinos ausbrechen – inklusive eines Geschwister- und eines Liebespaares als Protagonist*innen und mit rettendem T-Rex am Schluss.

Aus kommerzieller Sicht ist die Zurückhaltung mit neuen Ideen verständlich. Wenn Teil eins beim Publikum gut ankam, lässt sich davon ausgehen, dass zu Teil zwei wieder viele Menschen ins Kino strömen, wenn man ihnen etwas Ähnliches in neuer Aufmachung präsentiert. Wer riskiert schon gerne etwas, wenn es um Millionenbudgets geht. Die fehlende Radikalität beim Geschichtenerzählen ist aber auf Dauer ermüdend. Und bei Men in Black: International wiegt das verschenkte Potenzial umso schwerer, weil die Hauptfiguren spannend sind.

Man stelle sich vor, Chris Hemsworth als arroganter Macho und Tessa Thompson als moralische Neue würden häufiger aneinandergeraten – der Film besäße mehr Biss und Witz. Stattdessen wird zwischen den beiden zwischendurch immer mal wieder eine mögliche zukünftige Affäre angedeutet. Am Ende hätten die Macher*innen Hemsworths Figur für die Rettung der Welt opfern können, um zu zeigen, dass der alte Machoweg ausgedient hat. Stattdessen endet Men in Black: International erwartbar seicht, um die Möglichkeit einer Fortsetzung nicht zu verbauen.

Men in Black: International ist ein solider Actionfilm. Aber nachdem die Reihe sieben Jahre lang pausiert hat, wäre ein großer Knall zur Rückkehr eindrücklicher gewesen.