Wie lange muss sich eigentlich jemand fragen lassen, ob er oder sie integriert sei? Dieser Frage stellte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Integrationsgipfel im Kanzler*innenamt. Ihre Antwort, die Regierungssprecher Steffen Seibert als Video auf Twitter postete, wurde bereits tausendfach gelikt, geteilt und diskutiert. Darin stellt Merkel fest, dass Schwarze Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe – ganz im Gegensatz zu weißen Menschen mit Migrationshintergrund – kaum eine Chance haben, sich in Deutschland jemals zu integrieren.

Keine Chance aufgrund der Hautfarbe

"Mein Urgroßvater ist Pole gewesen, ich bin die vierte Generation und niemand würde mich fragen, ob ich noch zu integrieren sei", erzählt Merkel. Für Schwarze Menschen sähe das allerdings anders aus. Selbst in der vierten Generation müssten sie sich noch rechtfertigen. Merkel fragt, ob Schwarze Menschen überhaupt irgendwann integriert sein könnten oder ob es per se nicht möglich sei, weil sie in Deutschland zur Minderheit einer Hautfarbe gehörten: "Sie erziehen hier ihre Kinder, sprechen Deutsch, haben sich eingebracht, haben Karriere gemacht, die Kinder studieren, sind erfolgreich. Immer ist die erste Frage: 'Wo kommst denn du eigentlich her?' Dann wird gesagt: 'Aus Deutschland komme ich her.'"

Eine Lösung für dieses Problem bietet sie nicht an, unterstreicht aber: "Über die Fragen müssen wir uns noch mehr Gedanken machen, davon bin ich zutiefst überzeugt."

Dass sich Angela Merkel so klar zum Thema Integration äußert, berührt viele. "So teilt und kommentiert unter anderem Journalistin Anna Aridzanjan den Clip mit "Wir werden Angela Merkel noch sehr vermissen".

Ein anderer User schreibt: "Manchmal bin ich echt ziemlich froh, dass die letzten Jahre so jemand die Schlüsselfigur der deutschen Konservativen war, und nicht jemand wie z. B. Boris Johnson oder eben Merz." Unter dem Video finden sich gleichzeitig aber auch die üblichen Gegenstimmen.

Ausschuss gegen Rassismus

Seit 2006 findet der Integrationsgipfel regelmäßig im Bundeskanzler*innenamt statt. Eingeladen sind Vertreter*innen von Bund, Ländern, Kommunen, der Zivilgesellschaft und von Migrant*innenorganisationen. In diesem Jahr wurde unter anderem darüber diskutiert, wie potentielle Zuwander*innen bereits in den Herkunftsländern über ihre Chancen in Deutschland informiert werden können.

Angela Merkel verkündete bereits kurz vor dem Treffen, dass sich künftig ein Kabinettsausschuss mit dem Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus beschäftigen wird. Darauf reagierte sie laut Tagesschau auf einen offenen Brief von Migrant*innenverbänden nach dem rassistischen Anschlag von Hanau.