Wen es aufgrund von Studium oder Ausbildung in die Großstadt treibt, ist meistens auf günstige Mieten angewiesen. Bedeutet: Mehrparteienhäuser, Wohngemeinschaften, wenig Luxus, wenig Platz. Gärten sind häufig Fehlanzeige, insbesondere in den Innenstädten. Die gute Nachricht: Wer sich zumindest den Luxus eines sonnigen Balkons leisten kann, kann dort eine Menge anpflanzen. Zum Beispiel: Tomaten. Damit deren Aufzucht auch gelingt, gilt es jedoch einiges zu beachten. Hier sind acht Tipps:

1. Informiere dich über die Sorte, die du anpflanzen willst

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Anders als es die Auswahl der Supermärkte suggeriert, gibt es eine unfassbare Vielfalt an Tomaten. Es gibt Tausende verschiedene Sorten, gelbe, rosafarbene und sogar fast schwarze Früchte in den unterschiedlichsten Formen und Größen. Und jede dieser Sorten schmeckt anders, manche zitronig, wie die Plum Lemon, manche sehr süß, wie die Gelbe Dattelweintomate. Bevor es mit dem Anpflanzen losgeht, gilt es sich also zu informieren, welche Tomatensorte angepflanzt werden soll.

Im Handel werdet ihr Tomatensorten finden, die explizit als Balkontomaten ausgeschrieben sind. Das sind meistens Buschtomaten, die niedrig und kompakt sowie sehr ertragreich und pflegeleicht sind. Darunter fallen beispielsweise die Sorten Rotkäppchen, Primabell oder Totem F1, die alle kleine, runde, rote Früchte produzieren.

Prinzipiell lassen sich jedoch alle Tomatenpflanzen auch auf dem Balkon anpflanzen, wenn ihr dafür ausreichend große Kübel oder Töpfe verwendet. Solltet ihr einen großen Balkon haben, sind euch keine Grenzen gesetzt. Informiert euch am besten vorab, wie groß eine Sorte wird, wieviel Platz sie braucht und wie man sie am besten pflegt.

2. Kauft die Jungpflanze auf dem Wochenmarkt oder im Internet

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Für die Aussaat von Tomatensamen ist es jetzt leider schon zu spät, damit beginnt man in der Regel bereits im Frühling, die ersten Setzlinge werden im Mai ausgepflanzt. Aber keine Sorge, ihr könnt einfach eine Jungpflanze kaufen. Häufig gibt es diese in Bau- oder Pflanzenmärkten. Dort gibt es meist nur eine beschränkte Auswahl an Sorten, die ihr häufig auch im Supermarkt findet. Achtet beim Kauf darauf, dass die Pflanzen dicke Stengel haben und standfest sind.

Besser: Geht auf einen Wochenmarkt und sucht euch eine*n Landwirt*in, der*die noch selbst regional und nachhaltig Bio-Tomaten anbaut. Die regionalen Gemüsebäuer*innen haben oft noch eine überraschend große Auswahl an Sorten. Fragt am Stand nach, ob es möglich wäre, eine Jungpflanze abzukaufen. Allgemein: Freundet euch mit dem*der Tomatenhändler*in eures Vertrauens an. Es gibt keine besseren Ratschlaggeber*innen für die Aufzucht des Nachtschattengewächses als diese Tomatengurus.

Ansonsten gibt es auch das Internet. Verschiede Gemüseläden haben sich auf den Vertrieb von Samen und Jungpflanzen alter Tomatensorten spezialisiert. Hier findet ihr teilweise wahre Tomatenschätze.

3. Großer Topf und reichhaltige Erde

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Zu eurer frisch erstandenen Jungpflanze fehlt nun natürlich noch das passende Accessoire: der Topf oder Kübel. Das Gefäß sollte mindestens 15 Liter Erde fassen; manche Sorten brauchen jedoch mehr Platz. Aus welchem Material das Gefäß ist, ist egal. Wichtig ist jedoch, dass das Wasser gut ablaufen kann, der Topf unten also Löcher hat. Staut sich das Wasser im Topf, kann sich Wurzelfäule bilden und eure Pflanze stirbt. Damit das Wasser nicht auf den Balkon läuft, gibt es Blumentopfuntersetzer.

Tomaten brauchen besonders nährstoffreiche Erde: spezielle Tomaten- aber auch Gemüse- und Pflanzenerde eignen sich ideal. Das Substrat sollte mit Gartenkompost oder organischem Dünger angereichert sein und frei von groben Bestandteilen wie Holzstücken sein.

4. Tief Einpflanzen, Rankhilfe und regengeschützter Standort

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Wenn ihr Pflanze, Erde und Topf habt, geht es ans Einpflanzen. Achtet dabei darauf, die Jungpflanze möglichst tief einzupflanzen, am besten bis kurz unter dem ersten Blattwuchs. So kann sie am unteren Ende des Stängels noch mehr Wurzeln bilden und die Pflanze besser mit Wasser und Nährstoffen versorgen.

Je nachdem für welche Tomatensorte ihr euch entschieden habt, solltet ihr auch direkt einen Stab oder eine Tomatenspirale neben die Pflanze in die Erde stecken. Für die meisten Buschtomaten, die besonders für Balkone geeignet sind, braucht es das nicht, da diese eher in die Breite statt in die Höhe wachsen. Die meisten anderen Sorten brauchen eine Rankhilfe, damit die Triebe nicht durch das Gewicht der Früchte oder starken Wind umknicken. Im Gegensatz zur Spirale muss die Pflanze an den Stab angebunden werden. Verwendet zum Anbinden ein weiches Material, beispielsweise eine Schnur aus Bast oder Jute, um die Pflanze nicht zu verletzen.

Tomaten sind Sonnenanbeterinnen, deshalb funktioniert ihre Aufzucht nur auf sonnigen Balkonen, die idealerweise gen Süden oder Südwesten ausgerichtet sind. Wichtig ist auch ein wind- und regengeschützter Standort. An zugigen Orten könnte die Pflanze umknicken. Regen mögen Tomaten auch nicht, da dies die Entstehung von Pilzerkrankungen fördert.

5. Nicht die Blätter mit- und vor oder nach der Hitze gießen

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Die Tomate sollte aus demselben Grund auch nicht von oben, sondern von unten gegossen werden. Die Blätter sollten dabei trocken bleiben. Wenn eure Pflanze ein wenig gewachsen ist, entfernt hierfür ruhig die unteren Blätter.

Tomaten brauchen viel Wasser und sollten mindestens einmal am Tag gegossen werden, wenn es sehr heiß ist, auch zweimal am Tag. Idealerweise findet das Gießen vor und/oder nach der großen Mittagshitze statt, also in den kühlen Morgen- oder Abendstunden. Ihr solltet mit dem Gießen nie warten, bis die Erde völlig ausgetrocknet ist, da die Früchte sonst dazu neigen, aufzuplatzen. Scheut euch nicht davor, zu gießen, obwohl die Erde noch leicht feucht ist.

Wenn eure Pflanze Blüten verliert oder Blätter verkümmern, ist das ein Zeichen dafür, dass sie mehr Wasser braucht. Manche Tomatensorten mögen speziell angereichertes Wasser: Kirschtomaten mögen beispielsweise Gießwasser, das mit ein wenig Meersalz versetzt wurde. Hier gilt es sich am besten vor dem Kauf zu informieren.

6. Regelmäßig düngen

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Während des Wachstumsprozesses ist es wichtig, die Jungpflanze regelmäßig zu düngen. In Pflanzenmärkten erhaltet ihr Flüssigdünger oder Düngestäbchen, auf den Packungsbeilagen steht, wie diese richtig anzuwenden sind.

Alternativ könnt ihr Dünger auch selbst herstellen: zum Beispiel Brennnesseljauche. Schneidet dafür Brennnesseln klein, lasst sie mindestens zehn Tage lang in Wasser ziehen lassen und rührt die Mischung täglich um. Mit der Jauche die Pflanze dann jede Woche einmal gießen. Ansonsten funktionieren auch Kuhdung, Pferdemist und Tomatenabfälle ohne Schädlingsbefall, zum Beispiel ausgegeizte Triebe oder Blätter, als Düngemittel. Dass ihr eure Pflanze zuviel gedüngt habt, erkennt ihr daran, dass sich die Blätter einrollen.

7. Ausgeizen

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Um euren Ernteertrag zu erhöhen, könnt ihr die Tomatenpflanze ausgeizen. Aus den Achseln der Blätter wachsen ständig neue Triebe. Diese könnt ihr rausbrechen, sobald ihr sie entdeckt. Die jungen Triebe dürfen nicht nach oben oder fransig abgerissen werden, denn das verursacht Verletzungen an der Pflanze. Ihr solltet außerdem aufpassen, dass ihr nicht den obersten Haupttrieb abkappt – schließlich soll eure Pflanze weiter in die Höhe wachsen.

Warum das Ganze? Wenn ihr die Triebe dran lasst, verschwendet die Pflanze viel Energie auf den Blattwuchs. Die Folge sind sehr viele aber auch sehr kleine Früchte. Wer große und geschmacksintensive Tomaten ernten möchte, sollte ausgeizen. Für faule Tomatenfreund*innen empfiehlt sich auch hier der Kauf einer Buschtomate: Die müssen nämlich nicht ausgegeizt werden.

8. Der Vibrationstrick

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Nur Blüten, die ausreichend bestäubt sind, bringen Tomaten hervor. Die Pollen von Tomatenpflanzen sitzen sehr fest in den Pollensäcken und müssen durch Vibration herausgeschüttelt werden. Dies geschieht meist auf natürliche Art und Weise, beispielsweise durch Wind, der die Pollen verteilt, oder Insekten wie Hummeln, deren Flügelschläge die nötige Vibration erzeugen.

Wer einen windgeschützten Großstadtbalkon fernab von Parks besitzt, kann diesem Prozess nachhelfen. Zum Beispiel durch das sogenannte Trillern: Der vibrierende Kopf einer elektrischen Zahnbürste wird hierbei knapp oberhalb der Blüte angesetzt. Durch die Bewegung lösen sich die Pollen und fallen auf die Narben. Dadurch erreicht ihr eine vollständige Bestäubung.

Je nach Tomatensorte, solltet ihr in ein paar Wochen die ersten Früchte ernten können. So, und jetzt ran an die Töpfe.

Ihr habt noch mehr Tomaten-Hacks auf Lager? Dann schickt sie mir gerne an tessa.hoegele@ze.tt.