So, lange genug an ein und derselben Stelle verharrt. Es wird Zeit, dass sich was tut in deinem Berufsleben! Direkt an diesen enthusiastischen, aber etwas vagen Gedanken schließen sich zwei logische Fragen an: Was genau soll sich denn tun? Und vor allem wie?

Der Beruf ist für die meisten Menschen ein Stück weit Teil ihrer Identität – nicht nur, weil sie viel Zeit damit verbringen. Und genauso, wie sich Menschen, ihre Persönlichkeiten und Lebenswege entwickeln, verändern sich auch die beruflichen Wünsche und Bedürfnisse.

Sich neue Ziele zu setzen und zu erreichen macht außerdem nicht nur im Job zufrieden. "Ziele geben Orientierung, Fokus und Sinn im Leben", erklärt die Psychologin Dr. Ilona Bürgel. "Für die Glücksforschung ist die Freude bei der Zielerreichung ein Glücksfaktor von fünf." Unter anderem deshalb ist es so wichtig, immer mal wieder hinzuschauen: Ist das, was du da gerade täglich acht Stunden machst, noch das Richtige? Und wenn nicht: Was ist es dann?

Keine Sorge: Du musst dich nicht für drei Wochen in ein Schweigekloster zurückziehen oder auf eine tiefschürfende Selbstfindungsreise gehen. Es gibt ein paar Tricks, die dir dabei helfen, deine Jobziele festzulegen und zu erreichen.

Schritt 1: Jobziele identifizieren

Wer das Ziel nicht kennt, kann es logischerweise auch nicht ansteuern geschweige denn erreichen. Darum steht am Anfang die Festlegung der Jobziele. Das ist der komplizierteste und gleichzeitig entscheidendste Schritt von allen.

"Wichtig ist eine ehrliche Bestandsaufnahme zu Beginn und sich genau zu überlegen, was man will", sagt die Karriereberaterin Petra Barsch. "Für manche ist beispielsweise eine komplette berufliche Neuausrichtung ein Ziel – für andere ist das undenkbar, weil es nicht zu den Lebensumständen passt." Wer eine Familie versorgt oder sich um Angehörige kümmert, hat schlicht andere Anforderungen zu erfüllen als eine alleinstehende Person.

Außerdem sollten Jobziele nicht nur zur aktuellen Lebenssituation passen, sondern auch mit den eigenen Werten übereinstimmen. "Die Frage nach dem 'Warum will ich das?', ist dabei absolut erfolgsentscheidend", sagt Petra Barsch. "Am Anfang steht Klarheit über die eigenen Werte." Andernfalls könnten Probleme, Rückschläge und Hürden dich leicht aus der Bahn werfen und die Zielverfolgung im Sande verlaufen.

Was liegt dir besonders am Herzen: Familie? Geld? Freund*innen? Ruhm und Ehre? Freizeit? Lernen? Veränderung? Sicherheit?

Denn kein Ziel, ob im Job oder anderweitig, kommt ohne die Frage aus: Was bist du gewillt, dafür zu tun – beziehungsweise zu welchen Kompromissen und Anstrengungen bist du bereit? Und je mehr das Ziel im Einklang mit deinen Wertvorstellungen steht, desto leichter fällt dir die Motivation, desto konsequenter kannst du es verfolgen, desto höher deine Einsatzbereitschaft.

Zum Beispiel: fantastisches Jobangebot, gutes Geld, tolle Tätigkeit, alles perfekt. Leider am anderen Ende des Landes. Bist du bereit, dafür umzuziehen, Netzwerke zurückzulassen und woanders neu anzufangen? Oder sind dir Freund*innen und Familie zu wichtig? Willst du alles hinschmeißen und noch mal studieren oder brauchst du einen gewissen Lebensstandard, um dich abgesichert zu fühlen?

Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch – nur das, was für dich persönlich stimmig ist und zu deinen Umständen und Werten passt.

Der Trick ist aber nicht nur, dir für dich passende Ziele auszusuchen. Sondern auch erreichbare. Also nicht zu klein und nicht zu groß. "Zu niedrig gesteckte Ziele können dazu führen, nicht ausreichend Kraft in die Verwirklichung zu stecken", sagt Petra Barsch. Zwar könne es laut der Karriereberaterin grundsätzlich keine zu großen Ziele geben – letztlich hänge das jedoch immer vom Einsatz ab. Was bist du alles bereit, auf dich zu nehmen, um das jeweilige Jobziel zu erreichen?

Auch Zeit muss berücksichtigt werden. Einige, kleinere Ziele lassen sich schneller verwirklichen; andere hingegen brauchen Jahre und verlangen langen Atem. Oder wie Dr. Bürgel sagt: "Es wird überschätzt, was man in einem und unterschätzt, was man in mehreren Jahren erreichen kann."

Und deine Jobziele sollten sich auch tatsächlich in deinem Einflussbereich befinden. "Wir können uns nichts für andere vornehmen – zum Beispiel, dass Vorgesetzte uns mehr schätzen", sagt Dr. Ilona Bürgel.

Schritt 2: Jobziele klug formulieren

Der Ausruf "Ich schmeiß’ alles hin und werd Prinz*essin!" bringt selbstredend niemanden irgendwohin. Wenn du deine Jobziele also im ersten Schritt grob identifiziert hast, ist anschließend die Formulierung entscheiden.

"Ziele sollten nicht nur positiv und konkret formuliert sein, sondern vor allem attraktiv", erklärt Psychologin Bürgel. Was das bedeutet? Zum Beispiel statt "Ich habe keine Angst mehr, wenn ich vor größeren Gruppen sprechen muss" oder "Ich fühle mich besser, wenn ich vor größeren Gruppen spreche" lieber so: "Ich spreche ruhig und souverän vor größeren Gruppen."

Um ein Ziel für dich selbst attraktiv zu machen, kannst du dir laut Dr. Bürgel die damit einhergehenden Vorteile ausmalen. Wer gut öffentlich sprechen kann, kann beispielsweise an interessanten Konferenzen und Kongressen teilnehmen. "Wenn die Ziele formuliert sind, sollte man sich fragen: Was ist, wenn das erreicht ist?", meint Dr. Bürgel. "Hier sollte man möglichst viele Punkte finden." Klar – wer sich auf etwas freut, bleibt viel eher dabei.

Außerdem ist es laut einer Studie hilfreich, wenn du dich bei der Formulierung deiner Jobziele eher auf den Prozess des Lernens und nicht ausschließlich auf das Ergebnis konzentrierst. Also statt "Ich will Chef*in sein" eher "Ich will lernen, wie man Menschen führt."

Schritt 3: die Umsetzung

Jedes Ziel beginnt mit einem ersten Schritt. Clever ist es, den umgekehrten Weg festzulegen. Das heißt: Vom großen Ziel Schritt für Schritt rückwärts gehen. Was ist alles notwendig, damit es Realität wird? Dann mit dem kleinsten Schritt beginnen. Oft ist das Suche nach Informationen, zum Beispiel zu Fortbildungsmöglichkeiten.

"Das Gesamtziel muss es wert sein, loszulaufen; die Schritte müssen so klein sein, dass sie machbar sind", sagt die Expertin. Drei tägliche Taten für das Ziel festzulegen funktioniert laut Ilona Bürgel gut: "Das kann etwas ganz Kleines sein – Filme mit Beispielen ansehen oder einen Fachartikel lesen."

Wer Teilschritte plant, hat außerdem mehr Erfolgserlebnisse, die den Fortschritt spürbar machen. "Daraus entsteht Motivation, sich verschiedene Wege zum Ziel zu überlegen. Und das wiederum erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit", sagt Dr. Bürgel.

Weiterhin hilfreich: Vorbilder oder Mentor*innen suchen, körperlich und seelisch gut für dich selbst sorgen mit ausreichend Schlaf, Pausen und frischer Luft. Und Belohnungen für erreichte Etappenziele festlegen.

Die Psychologin rät außerdem zur Wenn-Dann-Strategie, um eventuell auftauchenden Hürden zu begegnen – dir also vorher zu überlegen, welche Hindernisse dir begegnen können und wie du dann damit umgehen willst: "Wenn mal etwas nicht erledigt werden kann, braucht man eine kleine Alternative. Es ist besser, jeden Tag zwei Vokabeln zu lernen, als einmal pro Woche eine Stunde."

Vor allem jedoch geht es auf Dauer nicht ohne Spaß: "Man lernt eine Fremdsprache besser, wenn man eine Freundin in dem Land hat, als wenn man es nur zum Gehirntraining tut", sagt Dr. Bürgel. "Das Emotionshirn ist das stärkere und liebt Bilder und Freude."

Schritt 4: Rückschläge wegstecken

Selten im Leben klappen Dinge einfach komplett reibungslos und fluffig. Wäre ja auch langweilig, oder? So ist es auch mit gesteckten Jobzielen. Aber nur, weil Dinge mal nicht so laufen, wie du es geplant hast, heißt das nicht, dass alles verloren ist.

Einerseits geht es nicht ohne ein gewisses Maß an Beharrlichkeit. Weitermachen trotz Rückschlägen und nicht gleich aufgeben.

Andererseits unterliegt alles im Leben konstanter Veränderung. Das trifft auch auf deine Jobziele zu. Darum kann es sinnvoll sein, sie in regelmäßigen Abständen einer kurzen Prüfung zu unterziehen. "Gucken, ob das Ziel noch passt und dann entweder dranbleiben oder variieren", rät Dr. Ilona Bürgel. "Nicht alles ist immer möglich, manchmal muss ein Ziel auch eine Pause bekommen."

Die Hauptsache ist nämlich, dass es dir mit deinen Jobzielen und ihrer Umsetzung gut geht und du nachsichtig mit dir selbst bist, dass du genug Raum und Kraft für Unerwartetes einräumst und für dich selbst sorgst. Manchmal ist gerade gut genug nämlich tatsächlich auch einfach genug.