Wir bewerten unsere Mitmenschen. Permanent. Im Stillen und auch mal öffentlich. Der Nachbar ist zu laut, der Kollege zu langsam, der Busfahrer unhöflich. Wird man ja noch sagen dürfen, dient ja auch der Streitkultur. Mit Peeple, einer neuen App, die heute in Nordamerika startet, wird das Bewerten jetzt noch leichter. Ganz unverblümt können wir damit Schwächen und Stärken unserer Mitmenschen digital dokumentieren.

Nach der ersten Präsentation des Konzepts von Peeple im Herbst 2015, mussten sich die MacherInnen der App ordentlich Kritik anhören. Den potenziellen Usern missfiel der Gedanke, dass jeder jederzeit öffentlich bloßgestellt werden könnte. Daraufhin wurde die App "entschärft". Nun lassen sich nur noch Menschen bewerten, die sich aktiv für den Dienst angemeldet haben.

Ohne diese Änderung wäre ein zukünftiger Start in Deutschland auch nicht wirklich möglich. Durch die Ursprungsversion der App würden wahrscheinlich, ohne deren Einverständnis, die Persönlichkeitsrechte von Bewerteten verletzt werden. Und das ist strafbar, sowohl für den Bewertenden als auch für Peeple selber.

Mit der neuen Version der App sollen NutzerInnen nun eher eine Art digitale Reputation aufbauen können, und zwar in drei Kategorien: "professional", "personal" und "dating". Dadurch könnte Peeple das zentralisieren, was wir bislang auf den vielen verschiedenen Social-Media-Profile plattformübergreifend betreiben: intensives Digital-Stalking.

Auf Tinder gehen wir sicher, dass das potenzielle Gegenüber keine einsame Seele mit wenigen Freunden ist. Vor einer WG-Besichtigung prüfen wir die Bewerber vorab. Unternehmen nutzen unsere Social-Media-Profile, um uns schon vor dem Job-Interview auf den Zahn zu fühlen. Bald könnte das alles auf Peeple geschehen. Anfangs ist die App erst einmal nur in Nordamerika und für Geräte mit iOS erhältlich. Nutzer aus Deutschland werden sich so noch ein Weilchen gedulden und bis zum Start mit dem klassischen Weg begnügen müssen.