Das ganze Netz ist voll davon, jede verdammte Frauenzeitschrift betet es dir vor und alle deine Freund*innen wissen eh Bescheid. So erkennst du, ob dein*e Angebetete*r der*die Richtige ist: zuverlässig, aber nicht zu klammernd. Gut im Bett, aber nicht nymphomanisch. Romantisch, aber nicht zu abhängig.

Was in dieser Hinsicht richtig und was falsch ist, ist dabei so vorhersehbar wie jede einzelne Folge Rote Rosen. Schenkt er*sie dir zum dreiwöchigen Jubiläum eures ersten Augenkontaktes einen antiken Ring, ist er*sie sehr wahrscheinlich der*die Richtige. Weigert sie*er sich, fünf Abende die Woche das Gejammer über deine Lendenwirbelverspannung anzuhören, ist sie*er es vermutlich nicht. Bist du so verliebt, dass du selbst deinem Todesfeind aus der 7b einen Liebesbrief schreiben würdest, ist sie*er es. Besonders wenn ihr auch noch dieselben Interessen und Gewohnheiten habt, wie vor dem Sex duschen oder Discgolf spielen. Verschwendest du nicht einen Gedanken daran, ob er*sie dich anruft oder nicht, ist er*sie es nicht. Erst recht, wenn ihr keine gemeinsamen Interessen und Gewohnheiten habt.

Dabei ist es erstens in Wirklichkeit so ziemlich wumpe, was er*sie macht oder unterlässt – außer es geht um Haue, Nazitum oder andere böse Sachen. Aber lass uns einfach davon ausgehen, dass du schlau genug bist, wirkliche Psychos von deiner Partner*innensuche auszuschließen. Es sagt zweitens absolut nichts über eure Verbindung aus, ob du noch unsicher bist oder von Gefühlen extragalaktischer Ausmaße übermannt wirst – denn wer sich krassomat verliebt, ist oft einfach nur geblendet. Und schneller wieder runter von seinem*ihren Rausch, als er*sie "War wohl doch nichts" sagen kann. Und drittens, Achtung, gleich wird’s wehtun, existiert der*die eine Richtige nicht mal. Zumindest nicht in dieser Absolutheit.

Wir können mit einer ganzen Menge Menschen glücklich werden

Wirf mir Clickbaiting vor, wenn du willst. Aber Tatsache ist, dass wir mit einer ganzen Menge Menschen glücklich werden können, und es meist auch tun im Laufe unseres langen Lebens. Menschen, die wir am liebsten in der Sekunde unseres Kennenlernens angesprungen hätten. Menschen, mit denen wir jahrelang befreundet waren. Menschen, die wir mal unsympathisch, unattraktiv oder einfach nur langweilig fanden. Sie alle können richtig für uns sein. Für diesen einen Abend oder Lebensabschnitt oder gleich unser ganzes Leben. Da gibt es keine Regeln – außer vielleicht, dass du ein Mindestmaß an Hingezogensein verspüren solltest. Sonst nützt natürlich alles nix.

Und dennoch gibt es einen Indikator, an dem du erkennen kannst, ob du in dieser Beziehung glücklich wirst. Er ist so lächerlich banal und gleichzeitig derart aussagekräftig, dass ich nach der Veröffentlichung dieses Textes bestimmt lauter Klagen am Hals haben werde – von den Veranstalter*innen dieser Wie-finde-ich-die-wahre-Liebe-Seminaren, von auf Algorithmen setzenden Partner*innenbörsen und besten Freund*innen, denen der Gesprächsstoff für immer ausgegangen ist.

Anspannung oder Entspannung? So einfach ist das.

Ob du zu einem Menschen passt, erkennst du so: Beobachte dich einfach selbst, wenn du in seiner*ihrer Gegenwart bist. Wie geht es dir, mal abgesehen von der Aufregung, ein Date mit diesem spannenden Menschen zu haben, bist du angespannt? Hast du Angst, nicht zu gefallen, nicht die richtigen Dinge zu sagen, nicht sexy genug zu sein? Fühlst du dich unterlegen? Nicht wertgeschätzt? Oder dass deine Meinung nicht willkommen ist? Dabei ist es sogar unerheblich, ob du dein Gefühl an den Handlungen deines Gegenübers festmachen kannst oder nicht. Was zählt, ist dein Unwohlsein. Klar, du kannst versuchen, ihm*r eine Weile zu entsprechen, dich selbst zurückzunehmen oder anzustrengen. Glücklich machen wird dich das auf lange Sicht aber nicht. Selbst, wenn du mit ihm*r die Orgasmen deines Lebens hast, er*sie diese geile Dachterrassenwohnung hat, in die du einziehen sollst oder er*sie dir dauernd beteuert, wie heiß du bist: Nimm die Beine in die Hand und lauf so schnell du kannst.

Und nun die Kehrseite: Bist du in der Gegenwart dieses Menschen so entspannt, dass dir ein schlechter Witz nach dem anderen aus dem Mund fällt? Brauchst du dich nicht blöd zu fühlen, weil du Lippenstift auf den Zähnen/einen Fleck auf dem Hemd/einen schlechten Tag hast? Kannst du ohne mit der Wimper zu zucken davon erzählen, wie du deinen letzten Job verkackt hast? Oder nackt vor ihm*r auf und ab laufen und dich allerhöchstens nur ein kleines bisschen zu schämen? Meinen Glückwunsch! Dieser Mensch hat die besten Voraussetzungen, genau der*die Richtige für dich zu sein.

Anspannung oder Entspannung. So einfach ist das. Versprochen.