Ein erstes Date, ein neuer Job oder eine schwierige Prüfung. Wenn uns solche Ereignisse bevorstehen, malen wir uns oft aus, was dabei alles schief gehen könnte und machen uns eine Menge Sorgen. Der Amerikaner Matt Sly ermuntert auf seiner Internetseite futureme.org Leute dazu, genau diese Sorgen, aber auch Hoffnungen und Pläne für die Zukunft in Form einer E-Mail festzuhalten und an sich selber zu adressieren. Die Nutzer*innen können anschließend ein Datum in der Zukunft bestimmen, an dem sie dann ihre Nachricht aus der Vergangenheit erhalten.

Liebes Zukunfts-Ich, ...

Wenn die Prüfung längst geschafft oder aus dem Date eine langjährige Beziehung geworden ist, landet plötzlich eine vor drei Jahren verfasste E-Mail im Posteingang und erinnert das, was einen damals beschäftigte.

Wer möchte, kann die Mail ans Zukunfts-Ich auch öffentlich auf der Seite teilen. Die Nachrichten sind mal ernst und nachdenklich, mal euphorisch und lustig. Aber sie alle verraten, worüber sich die Nutzer*innen genau in diesem Moment Gedanken gemacht haben.
Die Verfasser*innen dieser Nachrichten schrieben über ihr glückliches und unglückliches Liebesleben:

Andere Nutzer*innen sorgten sich um die politische Lage in ihrem Land:

Und diese User*innen hielten ihre sehr eindeutigen Pläne für die Zukunft fest:

"Eine solche Nachricht kann viel auslösen," sagt Matt über sein Projekt, das mittlerweile seit zehn Jahren online ist. "Und die Reaktionen auf die Nachrichten von deinem Vergangenheits-Ich werden extremer, je weiter aus der Vergangenheit die E-Mail kommt." Das zeigen auch zahlreiche Tweets von Nutzer*innen, die über futureme ihr Zukunfts-Ich kontaktierten:

E-Mails als Zeitzeugen

Für Matt sind alle Nachrichten Teil einer Lebensgeschichte, auch wenn sie meist nur einige Zeilen umfassen: "Mich bewegen besonders die E-Mails, in denen viele echte Emotionen stecken und bei denen ich merke, dass sich die Verfasser*innen wirklich Gedanken darüber gemacht haben, wie sie ihr Zukunfts-Ich erreichen können."

Oft sind es auch solche Nachrichten, die nicht nur die privaten Sorgen ihrer Verfasser*innen festhalten, sondern auch größere Probleme innerhalb einer ganzen Gesellschaft aufzeigen. "E-Mails aus der Vergangenheit reflektieren den damaligen Zustand der Welt – die Politik, die damaligen Ereignisse und deren Einfluss auf das Leben einzelner Personen. Sie dienen so als Erinnerung daran, was damals die Menschen bewegt und beeinflusst hat."
Diese Person durfte im Jahr 2006 noch keine gleichgeschlechtliche Ehe eingehen:

Im Februar 2017 sorgte sich die Verfasserin dieser Nachricht um die Folgen von Trumps Dekreten:

Bisher wird futureme hauptsächlich in den USA und Kanada genutzt. Matt wünscht sich aber, dass Nutzer*innen weltweit aufschreiben, was sie gerade bewegt und so ihr Zukunfts-Ich erreichen. "In einer Welt, in der Nachrichten so flüchtig an einem vorbeiziehen, und es vor allem darum geht, alles möglichst schnell und zeitnah mitzuerleben, ist eine Nachricht aus der Vergangenheit eine tolle Möglichkeit, dieser Schnelllebigkeit entgegen zu wirken" sagt er.