Ich bin selbst in einer Fernbeziehung und kann ein Lied von Abschiedstränen, überteuerten Flugtickets und Herzschmerz singen. Ja, manchmal ist es richtig hart, weit weg von der einen Person zu sein, bei der man gerade sein möchte. Doch nicht nur der Umgang mit dem*der Partner*in ist schwierig, sondern auch mit dem Umfeld. Alle haben plötzlich eine Meinung zu deiner Beziehung, teilen dir diese ungefragt mit und fühlen sich als Beziehunsgsexpert*innen.

Eine Auswahl an Momenten und Fragen, die jede*r in einer Fernbeziehung kennt und hasst:

"Und, seid ihr noch zusammen?"

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Die eine immer wiederkehrende Frage: "Seid ihr noch zusammen?" In mir zieht sich schon alles zusammen, wenn jemand nur ansetzt, sie mir zu stellen. Egal ob auf der Party oder beim Verwandtschaftstreffen: Plötzlich maßen sich Menschen an, das zu fragen. Obwohl ich meinem Gegenüber am liebsten eine schmettern würde, reiße ich mich brav zusammen und erkläre, wie gut wir das alles trotz Distanz lösen. Wie unpassend und respektlos diese Frage eigentlich ist, wird klar, wenn man sich vorstellt, sie wahllos Menschen in Beziehungen zu stellen: "Und, seid ihr eigentlich noch zusammen?"

Stimmungstief an Sonntagen

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Sonntag ist vermutlich der schwierigste Tag jeder Fernbeziehung. Verbringt man diesen Tag zusammen, ist er wunderbar. Ist man hingegen allein, bleibt viel Zeit, sich selbst zu bemitleiden. Besonders schlimm ist das, wenn niemand für dich Zeit hat. Weil wirklich alle in einer Beziehung oder verkatert sind. Letzteres solltest du übrigens auch so oft wie möglich sein, um die Sonntage irgendwie zu überstehen.

"Und wann zieht er*sie hierher?"

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Es ist den Menschen ja grundsätzlich hoch anzurechnen, dass sie nach einer Lösung für deine Fernbeziehung suchen. Aber diese ständige Frage, wann nun wer wohin zieht, nervt mich unfassbar. Zum einen weil man selbst keine Antwort darauf weiß und zum anderen, wenn es so einfach zu lösen wäre, wäre man schließlich nicht in einer Fernbeziehung, oder?

Du wärst gerne cool, heulst aber eigentlich Rotz und Wasser

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Auch wenn du weißt, dass es passieren wird, bittest du deine*n Partner*in jedes Mal wieder, nicht zu gehen. Du flüsterst es in ihr*sein Ohr, in der Hoffnung, dass die Person aus heiterem Himmel doch bei dir bleibt. Wenn er*sie sich dann aus deinen Armen losreißt, wärst du gerne cool, bist es aber nicht. Stehst an Bushaltestelle, Bahnhof oder Flughafen und musst dich zusammenreißen, nicht wie ein kleines Kind zu heulen. Alle anderen rund um dich herum starren dich dabei voller Mitgefühl an, was das Ganze noch schlimmer macht.

"Bist du sehr traurig?"

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Obwohl du natürlich in der Lage bist, gut allein zurechtzukommen, fühlst du dich jedes Mal wie ein Hundewelpe, das von der Mutter zurückgelassen wird. Du fragst dich, wie du die Wochen, Monate, Jahre zuvor überhaupt überleben konntest. Die Frage deiner Mitmenschen, ob du sehr traurig bist, ist das i-Tüp­fel­chen deines Schmerzes.

Das ungefragte Feedback von selbsternannten Fernbeziehungsexpert*innen

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Diese Gattung von Menschen führte selbst einmal eine Fernbeziehung und ist dabei gescheitert. Darum sehen sie sich selbst als Expert*innen. Sie drücken dir ihre Erfahrung auf die Nase – ob du sie hören willst oder nicht – und sagen gerne Sätze wie: "Also ich könnte das nicht mehr", "Das stell ich mir ja wahnsinnig schwierig vor" oder "Bei uns war das xy".

Du hasst grundsätzlich alle anderen Paare

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Wenn du mit deinem*deiner Partner*in zusammen bist, verhaltet ihr euch ziemlich peinlich: knutscht andauernd, lauft händchenhaltend durch die Stadt, sitzt bei Partys in der Ecke und tuschelt. Aber kaum ist dein*e Partner*in weg, erträgst du nicht einmal mehr die physische Anwesenheit von anderen Paaren. Du siehst sie plötzlich überall: Paare, die in keiner Fernbeziehung sind, und du verachtest sie dafür. Insgeheim wünscht du dir natürlich nichts mehr, als auch zu knutschen.

Du kennst den Flughafen besser als das Flughafenpersonal

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Wenn du ins Flugzeug steigen musst, um dein*e Partner*in zu sehen, dann kennst du dich an den Flughäfen vermutlich besser aus als die Security-Mitarbeiter*innen selbst. Du weißt, wo die Toiletten sind, wo es billigen Kaffee gibt, hinter wem du dich beim Sicherheitscheck anstellst und was du wie dafür bereithältst. Du kennst auch jede Frage, die sie dir stellen werden. Für dieses Wissen bekommst du regelmäßig Anerkennung vom Flughafenpersonal und Komplimente wie "Sie kennen sich aber gut aus" zu hören. Woraufhin du freundlich nickst. Innerlich zählst du die Tage des Monats nach, die du an Flughäfen verschwendet hast und überlegst dir, was du in dieser Zeit hättest machen können.

Die hungrigen Katzen, die ihre Chance wittern

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Eine Fernbeziehung spricht sich herum. Die Menschen, die schon um den*die Partner*in schlichen wie eine hungrige Katze, während man noch zusammenlebte, wurden von deinem Weggehen nun geweckt. Sie sind begeistert und gehen bevorzugt in die Bars und Clubs feiern, wo dein Herzblatt ist, um ihn*sie ganz zufällig zu treffen. Während sie sich zu Beginn noch die Klagen über die Fernbeziehung anhören, warten sie insgeheim nur auf ihre Chance.

Was dagegen tun? Ein Freund erklärte mir einmal, dass es helfe, fest ihre Hände zu schütteln, wenn man in der Stadt ist – um Präsenz zu zeigen und sein Revier zu markieren. Wie erfolgversprechend das ist, kann ich leider noch nicht beurteilen.

Du bist sogar neidisch auf die Omi

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Du bist plötzlich neidisch und zwar auf alles und jede*n – Arbeitskolleg*innen, Freund*innen und Familie. Einfach alle, die mehr Zeit mit deinem*r Partner*in verbringen als du. Aber das ist okay.

Gemeinsam gegen alle

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Du musst dir bei all der negativen Stimmung gegen deine Fernbeziehung konstant einreden, dass ihr das schafft. Denn alle anderen werden dir ohnehin das Gegenteil erklären. Bis ihr endlich wieder zusammensein könnt, habt ihr zumindest ein gemeinsames Thema: Ihr könnt euch darüber aufregen, wie scheiße andere Leute mit eurer Fernbeziehung umgehen. Und euch heimlich freuen, dass ihr trotz Distanz eine viel intimere Beziehung führt als viele andere. Auch das verbindet.