Eine Messe am Vormittag, dann Aufwärmen, Händeschütteln und Gesang – am Samstagnachmittag sieht im Wiener Stadtteil Simmering alles nach Normalität am Fußballplatz aus. Die Frauen des FC Mariahilf sollen anlässlich der 20-Jahrfeier des Clubs zum ersten Mal gegen die Frauenmannschaft des Vatikans antreten. Etwa 150 Zuschauer*innen sind gekommen. Grillhähnchen, Spanferkel, vegane Würstchen und Gemüse stehen bereit. Doch zum Anpfiff kommt es nicht.

Protest der Wienerinnen

Während der Hymne heben drei Spielerinnen des FC Mariahilf ihr Trikot an. Auf ihren Rücken steht: "My body, my rules", auf ihren Bauch ist ein Uterus gemalt. Die Frauen protestieren damit für das Recht, über den eigenen Körper zu bestimmen und das Recht auf Schwangerschaftsabbruch.

Vertreter*innen der katholischen Kirche gefällt das gar nicht. Der Botschafter des Vatikan verordnet einen Platzverweis und fordert die Abnahme von Plakaten auf den Tribünen. Obwohl der Fußballverein in Wien dem nachkommt, verbietet der Vatikan den eigenen Spielerinnen, gegen den FC Mariahilf anzutreten. Sie müssen packen und abreisen.

Frauen fühlten sich von Vatikan provoziert

Eine der drei Spielerinnen des FC Mariahilf, Luise, erklärt gegenüber dem ORF ihren Protest: "Wir finden, dass das Recht auf Schwangerschaftsabbruch elementar ist. Es ist ein Menschenrecht." Sie betont, dass es auch ein Recht auf gleichgeschlechtliche Partner*innenschaften gebe. "Wir leben selbst ein Leben, das der Vatikan ablehnt. Darum haben wir uns ziemlich provoziert gefühlt."

Wir leben selbst ein Leben, das der Vatikan ablehnt, darum haben wir uns ziemlich provoziert gefühlt.

Der Organisator des Festes, Ernst Lackner, unterstützt sie nicht: "Ich bin enttäuscht von den zwei, drei Mädels, die das gemacht haben. Ich respektiere ihr Leben und alles, aber das war der falsche Zeitpunkt und der falsche Platz."

Auch der Verein FC Mariahilf hat sich mittlerweile auf Facebook geäußert: "Trotz ambivalenter Haltungen innerhalb des Vereins zum Vatikan, haben wir uns für das Match ausgesprochen, weil Fußball keine Grenzen kennt." Alle hätten sich sehr auf den Tag gefreut. Die Forderungen der drei Spielerinnen auf das Recht, über den eigenen Körper zu bestimmen, würde man zwar unterstützen. Aber den Zeitpunkt ihres Protests halte man für unpassend. Der Verein entschuldigte sich bei allen, dass das Spiel nicht stattfand – auch beim Vatikan.

Spielerin Luise betont im Interview mit dem ORF, dass sie nicht damit gerechnet hätten, dass ihr Protest das gesamte Fest sprengen würde. "Das tut uns total leid."

"Was geht mit Österreich?" Mit dieser Frage beschäftigt sich unsere Korrespondentin und Exil-Österreicherin Eva Reisinger in ihrer Serie. Sie lebt halb in Berlin und halb in Wien und erzählt euch, was ihr jeden Monat über Österreich mitbekommen müsst, worüber das Land streitet oder was typisch österreichisch ist. Wenn du unseren Österreich-Newsletter abonnierst, bekommst du ihn alle zwei Wochen in dein Postfach.