Sam Russell ist 53, lebt mit seiner nunmehr zweiten Ehefrau Jodie im US-Bundesstaat Utah und arbeitet eigentlich als Gebrauchtwagenhändler. Aber wie das Leben so spielt, war es offensichtlich Zeit für eine Veränderung. Deswegen kaufte die (weiße, heterosexuelle) Familie Russell bereits im Mai 2015 die Domain wherewhitepeoplemeet.com. Das Design der Seite stammt übrigens vom Sohn der Familie, einem High-School-Schüler. Durch eine riesige Werbetafel in der Nähe von Salt Lake City wurde die Plattform einer größeren Öffentlichkeit bekannt – weil sich Internetuser über die Werbung beschwerten.

Moment. Eine Webseite, die speziell weiße und heterosexuelle Menschen anspricht? Sicher, es gibt Webseiten wie Planetromeo für Schwule oder BlackPeopleMeet für schwarze Menschen, aber aus Gründen: Schwule brauchen spezielle Dating-Webseiten. Besonders die Schwulen, die in Kleinstädten leben und das "only-gay-in-the-city" Gefühl loswerden wollen. Schwarze Menschen brauchen auch spezielle Webseiten. OkCupid hat unlängst eine Studie veröffentlicht, aus der eindeutig hervorgeht, dass weiße Männer die größte Antwortquote haben und gegenüber jeder anderen Gruppe bevorzugt behandelt sind. Männer schreiben laut der Studie schwarzen Frauen nicht zurück und Frauen bevorzugen weiße Männer – und schließen andere Bevölkerungsgruppen teilweise komplett aus.

Aber: Wozu brauchen weiße Heteros eine spezielle Webseite für sich, wo sie in den USA die größte Bevölkerungsgruppe stellen? Frage: Wo in den USA treffen sich wohl weiße Heteros? Antwort: Bei Starbucks. In der Uni. Auf OKCupid. Im Supermarkt. Auf Konzerten. In Kneipen. Man könnte sagen: Sie treffen sich überall. Was für ein Glück also, dass jemand endlich weißen Heteros hilft, sich kennenzulernen.

Auf den Vorwurf des Rassismus angesprochen, sagt Sam Russell gegenüber der Washington Post: "Das letzte was ich bin, ist Rassist. Ich habe sogar mal eine schwarze Frau gedatet."

Überholte Gendervorstellungen

Noch dazu kommt, dass die Webseite nur zulässt, als Mann eine Frau zu suchen und umgekehrt. Die Webseite suggeriert zwar, dass eine andere Option ausgewählt werden kann, der Reiter springt aber sofort um, wenn der User wagt, dies auch zu tun.

Eine Mitgliedschaft kostet mindestens 4 US-Dollar im Monat. 15 Dollar, wenn man auch andere Mitglieder anschreiben will. Im Moment gibt es mehr als 3000 vermutlich weiße, heterosexuelle Mitglieder.

Der Spott ließ nicht lange auf sich warten. Auf Twitter versammelten sich unter dem Hashtag #whitepeoplemeet bereits einige Menschen, die ihren Unmut ausdrückten.