Seit Dienstagabend kursiert ein Video im Netz, in dem Xavier Naidoo zu sehen ist. Mit Cap und Sonnenbrille sitzt er vor einer Kamera und singt ein Lied. Die offenbar von Naidoo geschriebenen Zeilen enthalten rassistische Klischees und schüren Hass gegen Migrant*innen. So singt Naidoo unter anderem: "Ich hab fast alle Menschen lieb. Aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt."

Das Video provozierte empörte Kommentare in sozialen Netzwerken. Am Mittwochmorgen trendete der Hashtag #Naidoo, unter dem sich auch prominente User*innen zum Clip des Sängers äußerten. Die Autorin Sibel Schick nahm ein eigenes Video in ähnlichem Stil auf, in dem sie singt: "Hab dein Video gesehen, Naidoo. Sag mal, Junge, was laberst du? Hast du mit 'nem Nazi gefrühstückt?"

Auch Ingo Knollmann, Sänger der Rockband Donots, antwortete mit einem Video. "Heul doch in dein Reichsbürgerkissen", singt er und: "Ich hab fast alle Menschen lieb. Schade, dass es solche Knallbirnen wie dich dazwischen gibt."

Der Journalist Lars Wienand, der zu dem Thema für T-Online recherchierte, stieß auf ein weiteres, ähnliches Video von Naidoo. Über Menschen, die "Wir sind mehr"-Plakate tragen, singt er darin: "In Wahrheit seid ihr einfach nur peinlich und deutschlandfeindlich, denn ihr seid leer."

Auf der Facebook-Seite von Xavier Naidoo ist am Mittwoch ein Posting veröffentlicht worden. In dem steht, dass das aktuell kursierende Video von 2018 stamme. Naidoo weist in dem Postingtext Rassismusvorwürfe von sich. Er setze sich "seit Jahren aus tiefster Überzeugung gegen Ausgrenzung und Rassenhass ein".

Xavier Naidoo saß bislang als Juror in der aktuellen Staffel der Castingshow Deutschland sucht den Superstar (DSDS). Der TV-Sender RTL hat Naidoo nach der Aufregung über seinen Clip aus der Jury geworfen, wie das Kölner Unternehmen am Mittwochnachmittag in einer Pressemitteilung bekannt gab. "Die jetzt aufgetauchten Videos von Xavier Naidoo haben uns massiv irritiert", heißt es in dem Text. "Unsere Bitte, seine Äußerungen im Dialog und live bei RTL persönlich und öffentlich zu diskutieren und zu erklären, hat er bislang unbeantwortet gelassen."

Xavier Naidoo ist bereits in der Vergangenheit mit rechtspopulistischen, homophoben und verschwörungstheoretischen Aussagen aufgefallen. 2011 sagte der Sänger beispielsweise im ARD-Morgenmagazin: "Wir sind nicht frei, wir sind immer noch ein besetztes Land. Deutschland hat keinen Friedensvertrag und dementsprechend ist Deutschland auch kein echtes Land und nicht frei." 2012 veröffentlichte er mit dem Rapper Kool Savas einen Song, in dem er Homosexualität und Kindesmissbrauch in einen Zusammenhang brachte. Die Jugendorganisation der Linkspartei hatte damals Anzeige gegen Naidoo erstattet. Seine Aussagen kosteten ihn schon mal seinen Job: 2015 sollte Naidoo als Kandidat für Deutschland beim Eurovision Song Contest antreten. Der verantwortliche TV-Sender NDR zog ihn jedoch als Kandidaten zurück, nachdem es Proteste gegen den Sänger gegeben hatte.