"Nazis raus." Es braucht nur diese zwei Worte, um einen Ansturm des Hasses auszulösen. So geschehen bei der ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann, die das neue Jahr mit einem Tweet dieses Inhalts begann.

Klare Worte gegen Faschismus sollten der Konsens unserer demokratischen und modernen Gesellschaft sein – sollte man meinen. Unter dem Posting der ZDF-Korrespondentin entstand eine Diskussion, wer nun als Nazi gelte und wer nicht. Die Journalistin griff die Frage eines Users auf und teilte sie mit den Worten: "Jede/r, der/die nicht die Grünen wählt." Was offensichtlich Ironie sein sollte, führte zum Shitstorm gegen Nicole Diekmann.

Seit dem Posting versammeln sich die rechten Trolle des deutschsprachigen Raums auf der Twitter-Seite der Journalistin. Sie bedrohen sie, beleidigen sie und versuchen sie als Journalistin zu diffamieren. Sie verbreiten ihren Scherz, dass alle Nazis seien, die nicht Grün wählen, als ihre politische Einstellung als Journalistin. Sie sehen darin einen Beweis der angeblich gleichgeschaltenen, linken Presse.

Andere wiederum diskutieren die Qualität des Scherzes und ob die Journalistin kennzeichnen hätte müssen, dass sie die Aussage nicht ernst meint. Diekmann macht jedoch mehrmals klar, wie sie dazu steht: "Ich halte natürlich nicht alle diejenigen, die nicht Grüne wählen, für Nazis. Mein Tweet war die Reaktion auf eine Fangfrage. Dass meine Ironie nicht kenntlich war – mein Fehler. Dass er ausgeschlachtet wird – fies. Dass sich Menschen diffamiert fühlen: Entschuldigung!"

Die Diskussion rund um den Scherz ist aber total nebensächlich und lenkt von einer eigentlich viel wichtigeren Debatte ab.

Was bedeutet "Nazis raus"? Und warum fühlen sich so viele Menschen davon angegriffen?

Der Spruch "Nazis raus" gilt seit mehr als 30 Jahren als Entgegnung auf die rechtsradikale Parole "Ausländer raus", heißt es im Tagesspiegel dazu. "Nazis raus" ist ein klares Nein zu Faschismus. Ein Nein zu Rassismus, Diskriminierung und Gewalt. Nazis raus ist ein Bekenntnis zum Grundgesetz, zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung, zu einer demokratischen Gesellschaft. Wem diese Gesellschaft wichtig ist, müsste diese beiden Wörter ohne mit der Wimper zu zucken unterschreiben und aussprechen können. Wer jedoch Schnappatmung bei einem derartigen Tweet bekommt und bei wem diese beiden Worte Hass auslösen, ist eben ein Nazi oder dem rechtsradikalen Gedankengut zumindest nicht abgeneigt.

Auf Nicole Diekmanns Twitter-Account machen rechte Trolle immer noch Lärm. Mittlerweile ist durch Datenanalysen bekannt, dass derartige Gruppen zwar sehr laut sind, aber nur von einer sehr kleinen, dafür besonders gut organisierten Gruppe ausgehen. Sehr gut war das zuletzt zu beobachten beim Shitstorm gegen die SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli und ihre Rolex.

Solidarität ist wichtig

Umso wichtiger ist es, dass alle, die ebenfalls in einer Gesellschaft ohne Faschismus und ohne rechtsradikales Gedankengut leben wollen, auch was sagen. Die Solidaritätsbekundungen für Nicole Diekmann sind groß. Ihr Tweet wurde mittlerweile über 14 Tausend Mal gelikt und tausendfach geteilt. Viele ermutigen die Journalistin, weiterzumachen und sprechen ihre Solidarität aus. Das ist wichtig, um zu zeigen, dass rechte Trolle zwar laut sind, aber auch nur ein Bruchteil unserer Gesellschaft.

Nicole Diekmann hat sich entschieden, sich dem Shitstorm entgegenzustellen und sich zu wehren. Sie teilt Hasspostings mit Humor, hält dagegen und erzählt von ihrer Mutter, die sie angerufen und gefragt hat: "Nicole, MUSSTE das denn wieder sein?!"

Ich möchte darauf antworten und sagen: Ja, musste es! Solange der Satz "Nazis raus" eine Welle des Hasses, sexualisierter Gewalt und Beleidigungen mit sich bringt, weil sich Menschen offenbar angesprochen fühlen, muss er immer wieder gesagt werden.

Darum: "Nazis raus!"