"Geh' zum Fernsehen, haben sie gesagt, denn für eine Frau bist du irgendwie komisch", steigt Giulia, ihres Zeichens die einzige Gag-Schreiberin beim Neo Magazin Royale, in ihren Song übers Frausein ein.

Lange rätselte sie, sagt sie, warum sie nur so anders behandelt werde im Jan-Böhmermann-Team. Wieso sie beim Mittag alleine essen muss. Wieso ihr nicht richtig zugehört wird, obwohl sie die besten Witze schreibt. Wieso sie nicht Boxen darf, oder sich an der Uni einschreiben.

Obwohl doch so viel mehr in ihr stecke als Gebäck, denkt sie, es liege an ihrem Bauch. Doch dann fällt es ihr wie Schuppen von den Augen: Sie hat eine Scheide! Und genau an der muss es liegen, schlussfolgert sie.

In dem Song und dem dazugehörigen Video kommt vieles von dem zu Wort, was gerade Thema ist: Bodyshaming, Gleichberechtigung, veraltete Frauenbilder, sogar der fahrlässige Umgang mit Wörtern – ist "Scheide" doch ein zutiefst mittelalterlicher Begriff. Gemeint ist damit neben einer Aufbewahrung für Hieb- und Stichwaffen nämlich auch "Trennen, Scheiden" (siehe Wasserscheide). Mit diesem Wissen klingt es plötzlich doch sehr respektlos, ernsthaft so ein Wort für ein Geschlechtsteil zu verwenden. Dennoch ist der Begriff teilweise noch in den Köpfen der Menschen verankert.

Klar übertreibt Giulia, wenn sie uns laufend mit ihrer Scheide penetriert. Aber das ist auch der Plan – und in dem Fall unverzichtbar und eine gute Entscheidung:

Was ist so schlecht an mir? Eine Scheide. Was mach ich falsch? Eine Scheide. Warum werde ich so schlecht bezahlt? Eine Scheide. Worüber wurde noch nie ein Witz gemacht? Eine Scheide. Woher haben die alten, weißen Männer im Fernsehen Angst? Eine Scheide. Wer hat den dritten Teil von Bridget Jones geschrieben? Eine Scheide. Wer hat John F. Kennedy erschossen? Eine Scheide. Wer hat an der Uhr gedreht? Eine Scheide. Was reimt sich auf eine Weide? Eine Scheide. Wer hat das Gras weggerraucht? Eine Scheide. Unsere Erde ist? Eine Scheide.

Darin liegt die Stärke des Songs. In der ulkigen, satirischen Behandlung dieses ernsten Themas steckt eine wichtige Botschaft: Körperliche Reduzierungen sind eben tatsächlich nicht mehr als willkürlicher, fortlaufender Blödsinn. Vielleicht lernen wir ja was draus.