"Hey Götter, ich bin's, euer liebstes Hindu-Mädchen aus dem San Fernando Valley", beginnt Devi ihr Gebet vor dem Hausaltar. Für ihr zweites Jahr auf der Highschool hat sie drei Wünsche: Erstens, auf eine richtige Party mit Alkohol und Drogen eingeladen werden (nur um sagen zu können: "Kein Koks für mich, danke"). Zweitens: weniger Armhaare ("Ich weiß, das ist typisch indisch, aber der Fußboden in einem Friseursalon ist nichts dagegen"). Und drittens: einen Freund finden ("Er kann stockdumm sein – ich will einfach einen megaheißen Typen").

Noch nie in meinem Leben – der englische Titel Never Have I Ever bezieht sich auf das gleichnamige Trinkspiel – erzählt die Geschichte der 15-jährigen Devi Vishwakumar, die es unbedingt vom uncoolen Nerd zur beliebten Highschool-Ikone bringen möchte. Vollrausch auf Homepartys, peinliche Szenen vorm Schulschwarm und Zoff mit den besten Freundinnen inklusive.

Neben den üblichen Problemen, wie sie in jeder besseren Teen-Komödie vorkommen, beschäftigt sich die Serie von Comedienne Mindy Kaling (The Office, The Mindy Project) und Drehbuchautorin Lang Fisher aber auch mit ernsteren Themen. Denn Devi hadert mit zwei Dingen ganz besonders: der eigenen kulturellen Identität sowie dem Verlust ihres Vaters, der während einem ihrer Schulkonzerte an einem Herzinfarkt starb.

In die eigene Jugend zurückversetzt

Die Trauer und Wut über den Tod des Vaters verdrängt Devi sogar während ihrer

Therapiestunden. Doch wie so oft finden auch hier die unterdrückten Gefühle ihren Weg an die Oberfläche und entladen sich ohne Vorwarnung. Darstellerin Maitreyi Ramakrishnan, für die die Rolle der Devi ihr Schauspieldebüt ist, spielt die verzweifelte und wütende Teenagerin so überzeugend, dass man sich prompt in die eigene Jugend zurückversetzt fühlt. Mit ihrer Mutter, deren eigene Trauer über den Verlust des Partners einfühlsam in kleinen Zwischensequenzen Raum findet, kommt es regelmäßig zu Auseinandersetzungen.

Als Tochter indischer Einwander*innen fühlt sie sich an ihrer Highschool zur Außenseiterin degradiert, was durch den schulinternen Spitznamen "Die UN" für sie und ihre Freundinnen Fabiola (Lee Rodriguez) und Eleanor (Ramona Young) verstärkt wird. Ihrer Mutter ist Devi hingegen nicht indisch genug, was sie am freizügigen Kleidungsstil ihrer Tochter und deren Vorliebe für Fleisch festmacht.

In Folge vier (Noch nie in meinem Leben ... habe ich mich besonders indisch gefühlt) kann sich Devi erstmals mit ihrer kulturellen Identität anfreunden. Auf dem hinduistischen Fest Ganesh Chaturthi trifft sie auf Harish, mit dem sie früher schon über all die indischen Bräuche und Angewohnheiten lästerte. Harish erzählt ihr von seinem Mitbewohner, einem Native American, den er auf eine traditionelle Feier begleitete, auf der alle tanzten und Spaß hatten.

"Will ich wirklich jemand sein, der seine Kultur leugnet?"

Anschließend habe er sich gefragt, warum er die indischen Feste immer als peinlich wahrgenommen habe. "Jetzt denke ich: Will ich wirklich so ein unsicherer Inder sein, der seine Kultur leugnet?" Als sie schließlich noch ein Kompliment von ihrem Schwarm Paxton Hall-Yoshida (Darren Barnet) für ihren Sari bekommt, ist Devi zumindest in dieser Hinsicht bereit, Frieden mit sich zu schließen.

Macherin Mindy Kaling greift hier auf ihre eigenen Erfahrungen zurück. Wie Devi wuchs auch sie als Tochter indischer Migrant*innen in den USA auf. "Für uns alle im Writers' Room, insbesondere für diejenigen von uns, die Kinder von Immigranten sind, ging es darum, diese Geschichten über das Gefühl des Andersseins zu erzählen", sagte Kaling gegenüber dem Independent"Es war so eine Erleichterung, zu sehen, dass andere viele Dinge ähnlich empfanden wie ich."

Noch nie in meinem Leben schafft es, die üblichen Probleme Heranwachsender zu erweitern – um Themen, wie die eigene Kultur zu akzeptieren und Trauer nach einem Verlust zu verarbeiten. Und das ohne zu werten, was wichtiger ist. Mit dieser Mischung aus Tragik und Komik gelingt es den Macher*innen, ihrer Serie den nötigen Tiefgang zu verleihen, den vergleichbare Teenie-Formate häufig vermissen und damit banal werden lassen.