Shaft aus dem Jahr 1971 ist kein guter Film. Weder ist er handwerklich gut gemacht noch überzeugt die Story. In den 1970er Jahren hat es deutlich bessere Actionfilme gegeben. Trotzdem ist Shaft Kult – wegen seines Protagonisten. Privatdetektiv John Shaft hatte immer einen frechen Spruch auf den Lippen, kämpfte auch mal mit unlauteren Mitteln gegen das Verbrechen und ließ sich von niemandem etwas sagen. Weder von Weißen noch von Schwarzen. Shaft zog mit bissigem Humor sowohl über die Polizei als auch über die Mafia, über Bürgerrechtler*innen wie über Sklavenhändler*innen her. Er räumte mit Klischees über Schwarze auf und avancierte dank dieser rebellischen Coolness zum Publikumsliebling.

Dieser Charakter – zunächst von Richard Roundtree verkörpert, im Jahr 2000 von Samuel L. Jackson – rettete die wenig fesselnden Kriminalfälle, die Shaft lösen musste. Statt an der coolen Privatdetektivfigur aus Harlem festzuhalten, versuchen Netflix und Warner Bros. in ihrem dritten Shaft-Film einen Millennial-gerechten Neuanfang. Protagonist des Actionsfilms ist Shafts Sohn JJ (Jessie Usher). Und JJ kommt von einem ganz anderen Stern: Er ist kein cooler Privatdetektiv in Harlem, sondern ein Datenanalyst beim FBI mit Wohnsitz in der wohl hipsterhaftesten Gegend von New York City: Soho.

Neu ist nicht immer besser

Während sich der Ur-Shaft bislang mit den Schwierigkeiten eines Problemviertels und gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigt hat, treiben JJ zunächst klassische Millennial-Unglücke um: Er ist unzufrieden in seinem Job und fühlt sich und seine Gefühle nicht ernstgenommen. Und dann das: Einer seiner Freund*innen stirbt an einer Drogenüberdosis. Dahinter steckt natürlich viel mehr als zu Anfang gedacht. Gemeinsam mit seiner Hoffentlich-bald-Freundin und seinem Vater (Samuel L. Jackson) macht sich JJ auf die Suche nach den Hintermännern des Mordes.

Dass die Geschichte langweilig und vorhersehbar ist, wäre Netflix und Warner zu verzeihen, wenn sie die alte und neue Shaft-Generation cleverer gegeneinander ausgespielt hätten. Konfliktpotenzial ist dafür ausreichend vorhanden. JJ wird schon früh von seinem Vater verlassen, beziehungsweise von seiner Mutter vor Shafts kruden Arbeitsweisen beschützt. 25 Jahre lang haben sich die beiden nicht gesehen. Und dann findet der Vater-Shaft seinen Sohnemann auch noch zu unmännlich: JJ ist zu geschniegelt, zu brav, zu langweilig. Da muss es doch brodeln. Dooferweise haben die beiden ihr problematisches Verhältnis bereits nach wenigen Minuten vergessen, sobald JJ auf seinen Vater bei der Verbrecherjagd zählen muss. Einzig Sasha (Alexandra Shipp), JJs Freundin in spe, macht durch ständige Seitenhiebe klar, dass Shaft alles andere als ein Vorzeige-Papa ist, und sorgt so immerhin für ein wenig Zündstoff.

Sicher funktionieren Aufreißer- und Machosprüche eines 1970er-Shafts nicht mehr im Hier und Jetzt. Doch genau damit hätten die Filmemacher*innen noch mehr spielen können – versucht haben sie es, aber nicht ernsthaft genug. Stattdessen fühlt sich der neue Shaft-Film wie eine große Slapstick-Comedy an, bei der man wie bei einer Sitcom auf das Klatschen vom Band wartet. Statt den Anspruch von Gesellschaftskritik der alten Shaft-Filme in den Vordergrund zu setzen, versuchen Netflix und Warner Bros. vor allem, Millennials in die Shaft-Welt einzuführen. Mit mauen Witzchen funktioniert das allerdings nicht. Schaut euch also lieber die beiden Vorgänger-Shafts an und erfreut euch an deren beknacktem Humor und solider Action.

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