Als ich in der Oberstufe war, erregte eine haarsträubende Nachricht meine Heimatstadt: Am Bahnhof wurde gebaut und es sah aus wie – ein McDonald's! Wir hatten es geschafft. Unser Ort stieg zu jenen auf, deren Innenstädte genau ein Schmuckstück trugen: das Geschäft einer Fastfood-Kette.

Seit jeher pilgerten alle in der Mittagspause zu der kleinen Filiale, kauften sich vor Fett tropfende Burger und süße Getränke und hinterließen auf dem Rückweg Burgerpapier und Pappbecher am Wegesrand. Herrlich.

Oder wohl eher nicht: Wir Schüler*innen fielen nach der Mittagspause reihenweise in ein fettiges Mittagstief und das sonst noch relativ hübsche Städtchen war übersäht mit McDonald's-Verpackungen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, eröffnete wenig später noch eine Burger-King-Filiale in der Nähe.

Müssen noch mehr Burgerketten unsere Innenstädte verschönern?

Jetzt möchte eine neue Fastfood-Kette die deutschen Innenstädte mit klebrigen Getränken und schnellen Burgern erobern. Die US-amerikanische Kette Five Guys meldete am 16. August auf ihrer Facebook-Seite, dass die erste deutsche Filiale an der Frankfurter Zeil eröffnen soll.

Rund 150 Menschen sollen darin ab Herbst Milkshakes mit Speckgeschmack und selbst zusammengestellte Burger essen können. Schon die Ankündigung hat auf Facebook für Aufregen gesorgt, mehr als 2.800 Burger-Fans kommentierten den Ankündigungs-Post.

Bisher ist der Fastfood-Tempel in Deutschland kaum bekannt, immerhin ist der Markt auch relativ gesättigt von Kentucky Fried Chicken, Burger King, McDonald's und Co. In den USA hat Five Guys allerdings 1.000 Filialen, weltweit sind es fast 1.500, berichtet Munchies.

In den Frankfurter Laden investierte Five Guys rund 1,5 Millionen, schreibt das Branchenmagazin eKitchen. Und soll noch fetter kommen: Laut Geschäftsführer John Eckbert sind auch in München, Köln und Düsseldorf weitere Standorte in Planung.

Warum die US-Amerikaner*innen die Burgerkette so hypen – Fans widmeten Five Guys eine Lobeshymne, die 33 Millionen Views zählt – bleibt jedoch fraglich. Denn Fritten mit Kartoffelbrei-Geschmack und zerknautschte Burger-Pattys können auch andere Restaurants.

Anscheinend soll es ein besonders tolles Erdnussöl geben, in denen die Pommes sogar zweimal gebacken werden – und selbst gemachte Pattys. For real? Gibt es nicht genug hochwertige Burgerläden, die solche Franchise-Ketten mittlerweile überflüssig gemacht haben?

Seien wir mal ehrlich: Kochkunst ist etwas anderes, welche auch das so angepriesene Erdnüssöl nicht wett machen wird. Erdnüsse werden übrigens heute hauptsächlich in Sudan, Brasilien, Senegal, Argentinien und Indien angebaut – sie haben also wie vermutlich viele der Burger und Fritten-Zutaten eine lange Reise hinter sich, bis sie in deutschen Fritteusen Kartoffeln frittieren. Und sind die Pommes die Umweltbelastung wert? Wohl eher nicht. Gesund sind sie auf jeden Fall nicht. Und selbst gemacht schmecken sie sowieso viel besser.

Ganz besonders toll sollen auch die Milkshakes, welche sich Kund*innen selbst aus jeglichen chemischen Geschmackssorten zusammenstellen können. Von Erdnuss- über Früchte- bis Speck-Geschmack soll es alles geben. Die Frage ist nur: Wer möchte das? Die ausgeflippten Geschmackssorten werden höchstens Kinder und Jugendliche faszinieren, die sich mit den zuckrigen Getränken ihre Gesundheit ruinieren.

Gratis Erdnuss-Fett für den gesunden Ernährungsplan

Ein weiteres Highlight sollen die Gratis Erdnüsse sein, die den ersten Heißhunger der Kundschaft stillen sollen. Klasse Idee. Denn von salzigen Snacks wird man gefühlt noch durstiger und bestellt vermutlich direkt noch einen Erdnuss-Speck-Milkshake mehr. Ganz davon abgesehen gehen den gerösteten und gesalzenen Erdnüssen durch die Verarbeitung wertvolle Fettsäuren und Vitamine verloren. Sie enthalten eine Menge Kochsalz, das zum beispielsweise zu Bluthochdruck führen kann.

Klar, Menschen die in Fastfood-Restaurants essen, gehen nicht dort hin, um sich gesund zu ernähren. Aber dann muss die Burgerkette mit ihrem tollen Erdnussöl und pseudogesunden Nusssnack auch nicht so tun, als wären sie besser als andere Frittenbuden.

Mir wäre es ja wirklich lieber, wenn die deutschen Innenstädte und Mägen von weiteren umweltbelastenden und gesundheitsschädlichen Fastfood-Ketten verschont blieben. Gäbe es noch einen weiteren Fastfood-Laden in meiner Heimat, der Ort würde wahrscheinlich an einer Überdosis Fett und Kalorien zugrunde gehen.