Prinzipiell gibt es auf der Erde immer zwei Arten von Menschen. Es gibt Frühaufsteher*innen und Nachtmenschen, es gibt Kaffee- und Teetrinker*innen, es gibt diejenigen, die lieber ans Meer fahren und diejenigen, die lieber in den Bergen Urlaub machen. Und dann gibt es natürlich den größten aller Unterschiede, der ganze Beziehungen zu spalten vermag: Hunde- versus Katzenliebhaber*innen.

Die einen sind klüger, die anderen sind süßer. Die einen sind arrogant, die anderen dümmlich. Die einen sind dreckig, die anderen sind grundböse. Der Streit um das vermeintlich bessere Haustier spaltet Haustierbesitzer*innen schon seit der Erfindung von Haustieren. Katzen schaffen es eher, Kausalitäten zu erkennen. Hunde haben höhere soziale Kompetenzen. Süß sind beide, keine Frage. Geht es aber um die Intelligenz, war man sich immer schon uneinig. Die gute Nachricht: Der Streit kann endlich ausklingen. Die schlechte Nachricht (zumindest für die einen): Team Katze hat verloren.

Golden Retriever > Löwe

Zu verdanken ist das einem internationalen Team von Wissenschaftler*innen um Suzana Herculano-Houzel von der Universität von Rio de Janeiro. Sie testeten an acht verschiedenen Fleischfressern, wie hoch deren Gehirnleistung ist, indem sie die Anzahl von Gehirnzellen im Vergleich zu deren Gehirngröße bestimmten. Das Ergebnis: Hunde haben im Vergleich zu anderen Karnivoren ein überraschend dicht vernetztes Gehirn. "Ich glaube, dass die Summe der Neuronen, über die ein Tier verfügt – vor allem auf der Großhirnrinde – bestimmt, wie gut es um dessen Geisteszustand bestimmt ist. Außerdem zeigt das, wie stark die Fähigkeit ausgeprägt ist, abzuschätzen, was als nächstes passieren wird", schreibt Neurologin Herculano-Houzel.

Während Katzen bloß 250 Millionen kortikale Neuronen besitzen, haben Hunde mit 530 Millionen mehr als doppelt so viele. Der Hund habe daher rein biologisch die bessere Voraussetzung, komplexere und flexiblerer Dinge zu bewerkstelligen. Ob ein Tier domestiziert wurde oder nicht, mache keinen Unterschied, ihre wilden Verwandten besitzen nicht mehr oder weniger Gehirnzellen. Die Tests zeigen zudem, dass die Zahl der Neuronen nicht proportional zur Hirngröße des Tieres zunimmt. Ein Golden Retriever hat beispielsweise mehr Neuronen als eine Hyäne, ein Löwe oder ein Braunbär und das, obwohl deren Gehirne teilweise dreimal so groß sind. Diese Disproportionalität zeigt sich vor allem am Beispiel des Braunbärs. Er hat ein rund zehnmal größeres Gehirn als eine Katze, besitzt aber nicht mehr Neuronen als sie. Zur Einordnung: Die menschliche Großhirnrinde (Cortex) hat etwa 16 Milliarden Neuronen.

Insgesamt untersuchte das Forschungsteam die Gehirnleistung von Frettchen, Hyänen, Löwen, Waschbären und Mangusten – einer kleinen indische Schleichkatzenart. Gewinner des artenübergreifenden Intelligenztests ist der Waschbär. Sein Hirn ist etwas so groß wie das einer Hauskatze, trotzdem hat er doppelt so viele Nervenzellen. "Waschbären sind nicht sehr typisch für Karnivoren", sagt Herculano-Houzel. "Sie haben eine Neuronendichte, wie man sie sonst bei Primaten findet. Das ist wirklich viel." Alle Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Frontiers in Neuroanatomy veröffentlicht.