Eigentlich ging es beim Vorfall von Charlottesville um das Denkmal von Robert E. Lee. Ein Kriegsgeneral im US-amerikanischen Bürgerkrieg, für manche ein Kriegsheld, für andere ein Befürworter und Verteidiger der Sklaverei. Die Statue ist eine von Hunderten anderen Südstaaten-Denkmälern, die an die Konföderiertenzeit erinnern. Robert E. Lees sollte nun entfernt werden.

Dagegen protestierten verschiedene rechtsextreme Gruppierungen. Gegendemonstrant*innen protestierten wiederum gegen die rechten Gruppierungen. Die Lage eskalierte: Prügeleien, Tränengas, ein terroristischer Angriff mit einem Auto. Die Auseinandersetzungen forderten ein Menschenleben und 19 Verletzte. Ob die Statue nun tatsächlich entfernt wird, klärt gerade die Justiz.

Sie nennen sich White Supremacists, Alt-Rights, KKKs – wie rechts diese Gruppierungen wirklich sind, ist unschwer zu erkennen. Heil-Trump-Rufe, Flaggen mit Hakenkreuzen, T-Shirts mit Zitaten von Hitler, waschechte Mitglieder des Ku-Klux-Klans in weißen Zipfelmützen-Gewändern und Abzeichen eines weißen Kreuzes mit rotem Blutstropfen. Das Motto des Aufmarschs: Amerika zurückerobern. Es war das gesamte Spektrum des US-amerikanischen Rechtsextremismus gekommen. Und es war bereit, Gewalt auszuüben: Schon zur Versammlung brachten sie Fackeln, Schlagstöcke und Flaschen, trugen Helme und Schutzanzüge.

Wer ist wer?

Alt-Right ist vor allem in den USA ein politisches Schlagwort, das die Ideologien des rechtextremistischsten Rands der politischen Rechten bezeichnet. Anhänger*innen von Alt-Right sind White Supremacists, Rechtsextremisten, Neonazis oder Neokonföderierte. Es sind weiße, rassistische Gruppierungen, prinzipiell regierungsfeindlich, aber pro Trump und gegen Migrant*innen, da diese Jobs besetzen und Kriminalität ins Land bringen würden.

Laut George Hawley, Politikwissenschaftler an der University of Alabama, ist die Alt-Right-Bewegung "eine lose Bewegung, überwiegend online und in weiten Teilen anonym". Es gäbe eine hohe Meinungsvielfalt unten den Mitgliedern, aber die Mehrheit könne man als weiße Nationalist*innen bezeichnen. Lawrence Rosenthal, Vorsitzender am University of California Berkeley Center for Right-Wing Studies bezeichnet die Alt-Right als Randbewegung. "Das bedeutet, sie bewegt sich am Rande des Spektrums annehmbarer Meinungen. Die Dinge, die sie repräsentieren, wie weiße Überlegenheit und weißer Nationalismus, liegen außerhalb politischer Diskussionen.

Nur wenige kennen die Details ihrer Ideologien, noch weniger kennen die Unterschiede zwischen ihnen, vielleicht nicht mal sie selbst. Tatsächlich gibt es nur wenige Unterschiede. White Supremacists sehen die, wie sie sagen, weiße Rasse als überlegen an, Neonazis führen das deutsch-nationalistische Gedankengut des Zweiten Weltkriegs weiter, Mitglieder des Ku-Klux-Klans stehen für die gewaltsame Unterdrückung von Schwarzen. Grenzen zwischen diesen Gruppen zu ziehen, ist nicht einfach. Doch von der Überlegenheit der sogenannten weißen Rasse gehen alle Gruppen aus, genauso wie sie die gemeinsame Angst verbindet, bald der Minderheit im eigenen Land angehören zu können. Nazis eben.

Und so vereint sie mehr, als sie trennt. Viele Kritiker*innen sehen den Begriff Alt-Right als einen Versuch, dem Neonazismus ein harmloseres Image zu verpassen, was ihn umso gefährlicher macht. Das Ersetzen eines universalen Unwortes durch mehrere weniger bekannten Worten bagatellisiert die Problematik.

Ist Trump schuld?

Mit einem Präsidenten im Amt, der sich seit Beginn seiner Polit-Karriere weigert, eine derartige Gesinnung zu verurteilen, trauen sich diese Rechtsextremist*innen nun lauter zu werden. So die Theorie. Stimmt sie, würde Trump durch seinen Unwillen, solche Gruppierung entschlossen zu missbilligen, einen Art Aufbruchsstimmung ermöglichen. Und so marschierten die Nazis vergangenen Samstag im Rassenhass vereint und brüllten gemeinsam nationalistische Parolen, praktizierten offenen Rassen- und Judenhass, verehrten Hitler, beschimpften Charlottesville schwarzen Vize-Bürgermeister als Nigger. ZEIT ONLINE berichtet, dass einige der weißen Nationalist*innen Trump-Schilder während der Demonstrationen trugen und sich auf seinen Wahlsieg als Bestätigung für ihre Einstellungen beriefen – sollten das die Trump-Heil-Rufe noch nicht offensichtlich gemacht haben.