"Wir wissen, was hier passiert ist", steht auf einer Gedenktafel, die am Sonntag am Fuße des Vulkans Ok im Südwesten Islands aufgestellt wurde. Sie trägt den Titel "Brief an die Zukunft" und soll an den Tag erinnern, an dem die isländische Regierung den Gletscher des Berges offiziell für tot erklärte. Todesursache: die Klimakrise. Mit 15 Metern Eisdicke ist der Okjökull – Jökull ist isländisch für Gletscher – zu leicht geworden, um sich vorwärts zu schieben. In rund 130 Jahren hat er 35 Meter an Eisdicke verloren.

"Ich habe mich heute von dem Gletscher verabschiedet und habe versprochen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um zu verhindern, dass dies erneut passiert", sagte Islands Umweltminister Guðmundur Ingi Guðbrandsson während der Abschiedszeremonie, an der rund 100 Menschen teilnahmen. Darunter waren zahlreiche Wissenschaftler*innen und Forscher*innen sowie Islands Regierungschefin Katrín Jakobsdóttir.

Satellitenbilder der Nasa zeigen, wie sich das Eis des Okjökull in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgebildet hat. Nach Angaben der amerikanischen Weltraumbehörde hatte der Gletscher im Jahr 1901 noch eine Fläche von 38 Quadratkilometern. Im Jahr 1978 waren es bereits nur noch drei. Irgendwann rührte sich der Okjökull gar nicht mehr. Die Eismassen waren so weit zurückgegangen, dass der Gletscher aufhörte sich zu bewegen, und ein Gletscher, der nicht mehr massereich genug ist, um zu fließen, wird für tot erklärt.

Der Okjökull am 14. September 1986 ...

... und am 1. August 2019

Diesen besorgniserregenden Rückgang beschreibt Katrín Jakobsdóttir in der New York Times als ein "weiteres Zeugnis des irreversiblen globalen Klimawandels". Anfang des Monats hatte der Weltklimarat IPCC in einem Sonderbericht festgestellt, dass der weltweite Temperaturanstieg über den Landflächen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bereits bei 1,53 Grad Celsius liegt.

Die Gedenktafel am Fuße des Ok richtet sich daher in ihren letzten Worten auch an nachfolgende Generationen. Es wird erwartet, dass in den nächsten 200 Jahren weitere Gletscher sterben könnten. Die Absender*innen des Briefes wissen aber auch, was zu tun ist, um das zu verhindern. "Wir wissen was getan werden muss. Nur ihr wisst, ob wir es geschafft haben."