Die US-Reality-Show RuPaul's Drag Race bekommt einen deutschen TV-Ableger – mit Heidi Klum als Moderatorin. Das kommt in der queeren Szene nicht gut an.

Nur wenige Stunden, nachdem der Sender ProSieben bekanntgegeben hatte, einen Ableger der US-amerikanischen Castingshow RuPaul's Drag Race zu starten, gab es bereits eine Petition gegen das Format. Der Grund: Viele Dragqueens und Mitglieder der queeren Szene sind unzufrieden damit, dass Heidi Klum als Moderatorin für die Sendung, die Queen of Drags heißen soll, ausgewählt wurde. Kritiker*innen sprechen von einem Ausverkauf des Formats.

Andere sehen jedoch auch eine Chance darin, dass durch Germany's Next Topmodel-Moderatorin Heidi Klum das Thema Drag im Mainstream sichtbarer werden könnte. Dennoch: Eine weiße, heterosexuelle cis Frau ist offenbar nicht das, was sich viele Fans der Originalshow erträumt hatten. Wir haben fünf Dragqueens gefragt, was sie von der Show und Heidi Klum als Moderatorin halten.

Vivienne Villain, Dragqueen und -performer aus München



"Ohne eine Heidi Klum wäre ein Sendeplatz zur Prime Time wahrscheinlich nicht möglich gewesen. Was wir brauchen, ist ein Format, das Drag als das feiert, was es ist: Eine Kunstform, eine Leidenschaft, die Kombination unzähliger Fähigkeiten und Handwerke, wie Make-up, Frisieren, Schneidern und Schauspiel – um nur ein paar zu nennen –, und nicht zuletzt einer gesellschaftlichen Botschaft.

Der obligatorische Seelenstriptease sollte dazu genutzt werden, LGBTQ-Themen wie Verfolgung, Outing, HIV und Transgeschlechtlichkeit ernsthaft und aus nächster Nähe zu thematisieren und dem breiten Publikum nahe zu bringen. Ob den Produzenten das gelingt, bleibt abzuwarten. Ich wünsche meinen Kolleg*innen auf jeden Fall viel Spaß und Erfolg!"

Amy Strong, Dragqueen aus Berlin

Betty BücKse, Dragqueen aus Berlin

"Ich finde es überfällig, dass das Drag Race-Format endlich nach Germany kommt. Wieso hat man nicht Conchita als Moderatorin genommen und Heidi meinetwegen als Teil der Jury? Es gibt so großartige Drags in Deutschland, die als Host toll gewesen wären, wie Kaey, Jurassica Parka und Nina Queer ... die Liste wäre endlos."

Polly Puller, Dragqueen aus Berlin

"Die deutsche Drag- und Tuntenkultur lebt von ihrer Vielfalt und Unangepasstheit. Eine Heidi Klum, die zwei Folgen Drag Race geschaut hat und dafür bekannt ist, in ihrer Rolle als geradezu antifeministische Topmodel-Hostess ihre Kandidatinnen bloßzustellen und zu degradieren, kann daher nur eine peinliche Fehlbesetzung sein.

Ich hätte es weitaus passender gefunden, Jury-Anwärterin Conchita Wurst an die Spitze der Show zu setzen. Conchita steht seit Jahren für LGBTQ-Rechte ein und verkörpert das, wofür die europäische Dragszene steht. Vermutlich war das für ProSiebenSat.1 zu heikel – aber was kann man schon vom deutschen Privatfernsehen erwarten?"