Carolines Berufswunsch war es, Pastorin zu werden und Menschen den christlichen Glauben näher zu bringen. Nach der Schule, mit 19 Jahren, zog sie deshalb ins Theologische Stift in Göttingen – und verliebte sich in eine Mitbewohnerin. Sie sollte ihre erste Freundin werden.

Caroline hat das Glück, seitens ihrer Gemeinde und Kirche keine Diskriminierung zu erfahren, auch wenn sie gleichzeitig weiß, dass das nicht bei allen der Fall ist. Es gebe genügend Menschen, die behaupteten, dass der Glaube an einen christlichen Gott und Homosexualität nicht zusammenpassten, sagt sie. Diesen Leuten entgegnet sie: "Aber ich bin doch hier! Und ich bin genauso Kind dieses Gottes." Eine Einstellung, mit der sie heute ihre Gottesdienste hält.

Vor ihren Eltern hat sie ihre Homosexualität lange geheim gehalten. Zu groß war die Angst vor Ablehnung. "Es hätte sein können, dass meine Eltern sagen 'Jetzt pack deine Koffer und komm nie wieder'." Gekommen ist es anders. Ihre Mutter hat vor Freude und Erleichterung geweint, genauso wie Caroline selbst.

Um sich nicht vor jedem Familienmitglied erneut outen zu müssen, machte es sich Caroline im Anschluss leichter: Sie schrieb einen Brief, in dem sie erklärte, dass sie lesbisch sei. Sie legte ein Foto ihrer damaligen Freundin bei, kopierte den Brief 50-mal und verschickte ihn. So konnten alle Onkel und Tanten, Omas und Opas, Cousins und Cousinen wie auch frühere Freund*innen auf einen Schlag die Wahrheit erfahren. Ein Trick, den ihr andere queere Freund*innen später nachmachten.

In der Videoserie Out Now! erzählen Mitglieder der queeren Community von ihrem Coming-out und wie es ihr Leben verändert hat. Anhand ihrer Geschichten wollen wir anderen Menschen zeigen, wie schön es ist, out and proud zu leben, und ihnen Mut, Hoffnung und Freude geben. Wenn du auch Lust hast, deine Coming-out-Erlebnisse mit anderen zu teilen, schreib uns gerne eine Mail.Folge 1: Wie Tugay versuchte, seine Homosexualität wegzubeten

Folge 2: "Als Schwarze lesbische Frau ist es doppelt schwer"

Folge 3: "Einfach mal Titten auf’n Tisch und sagen, was Phase ist!"

Folge 4: "Für mein Coming-out hätte ich in Berlin noch ins Gefängnis kommen können"