Männer wollen nur Sex, Frauen wollen nur reden. Und recht hat? Genau, der Mann. Jedenfalls, wenn es nach Paartherapeut*innen geht, die sich in New York zum Symposium trafen. Bei ihnen setzt sich zunehmend die Haltung durch, Paare erst einmal wieder intim werden zu lassen, bevor sie versuchen, ihre zwischenmenschlichen Probleme zu lösen. 2,2 Mal in der Woche haben Deutsche in der Regel Sex, berichtet das Portal Statista - die Griechen treiben's einmal öfter, die Schweizer 2,4 Mal.

Vordenkerin ist Psychotherapeutin Esther Perel. Sie hat es in ihrem Alltag mit New Yorkern zu tun, härter noch: mit Menschen in Manhattan. Da betrügt man sich auch schon mal. "Eine Affäre ist ein Akt des Betruges", sagte Perel der New York Times. Gleichzeitig könne die Beziehung an dem Fehltritt wachsen. "Es ist ein Trauma der Beziehung, aber es ist kein Verbrechen. Die Familie kann stärker und widerstandsfähiger rauskommen. Und oft holt eine Affäre ein Paar vom toten Punkt weg."

Monogamie-Begriff als Lizenz zum Fremdgehen

Tammy Nelson arbeitet im deutlich ruhigeren New Haven - und rät Paaren, sich ihr eigenes Monogamie-Verständnis zu schaffen. Sex außerhalb der Partnerschaft könne dann zum Beispiel nur am Wochenende stattfinden. Oder nur gemeinsam. "Ich beschreibe Monogamie als ehrliche, immerwährende Abhängigkeit", sagte Nelson der New York Times. Das klingt jetzt irgendwie nicht so romantisch, aber wenigstens geschmeidig: "Sie kann sein, was immer ein Paar will. Aber sie muss fließend und flexibel sein und das Paar muss seinen Monogamiebegriff immer wieder erneuern. Wie eine Lizenz."

Die erste Frage, die sie Paaren stellt, ist deshalb: "Wann hatten Sie zum letzten Mal Sex?" Viele Beziehungen scheiterten daran, dass Männer zur neuen besten Freundin ihrer Partnerin werden. "Es geht immer darum, Männern beizubringen, wie sie mehr wie eine Frau sein können. Und dann wundern wir uns, weil sie nicht mit ihm schlafen will."

Ist die Beziehung gestört, hakt es bald also auch beim Sex. Und der Weg ins Glück zurück führt – rückwärts – eben durchs Bett. Paare finden hier die Nähe, die ihnen in Gesprächen fehlt. Und wenn nicht, dann beschönigen sie wenigstens die Statistik.