Wenn es den typischen Polit-Aktivisten gäbe, Matthias Bär wäre es nicht. Im normalen Leben ist er Hypnotiseur und hilft Leuten dabei, Nichtraucher zu werden. Vor einigen Tagen hat der Mittvierziger aber eine Petition auf der Plattform Change.org gestartet, in der er ein Einreiseverbot für Donald Trump fordert.

Bär ist bislang nicht mit politischen Forderungen in Erscheinung getreten. "Ich habe auf Facebook gelesen, dass die Briten etwas ähnliches gemacht haben", sagt er. "Ich war der Meinung, dass es das auch bei uns geben muss."

Die Petition richtet sich an die Bundesregierung. Die Zahl der Unterzeichner steigt schnell. Nach nur wenigen Tagen hat die Petition den Change.org-eigenen Meilenstein von 30.000 Unterstützern geknackt.

Durch die Möglichkeit, Change.org-Kampagnen auf Facebook zu teilen, könne eine Petition schon mal schnell viral werden, sagt Bär. So ganz ernst meint er die Petition trotzdem nicht: "Auf der einen Seite sollte es natürlich eine gewisse Ironie sein." Er wollte Trumps Forderung, Muslimen die Einreise in die USA zu verwehren, parodieren. "Auf der anderen Seite: Wenn die Petition viel Zuspruch bekommen würde, könnte man die Forderung natürlich ernsthaft einbringen. Warum nicht?"

Trump hat gute Chancen, als US-Präsidentschaftskandidat der traditionell konservativen Republikaner für die Wahl 2016 aufgestellt zu werden. Mit seinen Ideen, zum Beispiel eine Mauer zwischen den USA und Mexiko zu bauen, dominiert Donald Trump hierzulande die Schlagzeilen. Mit der Forderung, dass Muslimen ein generelles Einreiseverbot für die USA erteilt werden solle, ging er für viele zu weit.

Das britische Original hat bereits mehr als 500.000 Unterstützer, deutlich mehr als bei der deutschen Kampagne. Bär erklärt sich das damit, dass die Petition dort über das britische Parlament läuft. "In Großbritannien ist es wohl üblicher, dass Entscheidungen über solche Petitionen getroffen werden." Und tatsächlich: Petitionen, die mehr als 100.000 Unterstützer verzeichnen, werden dem Parlament zumindest vorgelegt. Eine echte Debatte ist damit aber noch nicht garantiert.

Trump hat schon ein Einreiseverbot – in Sankt Petersburg

Dass Trumps Positionen in Deutschland gesellschafts- oder mehrheitsfähig sein könnten, hält Bär für abwegig. Zwar gäbe es "bestimmte Gruppen, die mit so etwas sympathisieren". Allerdings lehne die Mehrheit der Bevölkerung Trumps Ansichten eher ab. Das zeigt auch die Unterstützung der Kampagne. Zwar stagniert die Zahl der Unterzeichner bei 32.000, trotzdem ist die Petition aktuell eine der beliebtesten Kampagnen der Petitions-Plattform. Wenn Trump wegen seiner Forderungen ein Einreiseverbot in verschiedenen Ländern bekäme, würde ihn das als Anwärter auf das Weiße Haus disqualifizieren, hofft Bär.

Woanders ist man bei dem Einreiseverbot für Trump schon deutlich weiter. Für die US-Stadt Sankt Petersburg mit knapp 250.000 Einwohner hat Trump kürzlich ein Einreiseverbot gekriegt. Jedenfalls, wenn man dem Tweet des Bürgermeisters Glauben schenkt. Dort heißt es: "Hiermit verbiete ich Donald Trump die Einreise nach St. Petersburg, bis wir die gefährliche Bedrohung aller Trumps vollkommen verstehen." Vielleicht wird Merkel demnächst ja etwas ähnliches sagen. Ob Trump aber so traurig wäre, wenn er nicht nach Deutschland reisen könne, sei einmal dahingestellt. Einige Sachen sollten ihn hier eher stören: Strikte Waffengesetze, Umweltschutz und Willkommenskultur zum Beispiel.

Kommentatoren sprechen von "zweitem Adolf Hitler"

In den Kommentaren unter der Petition schreiben einige Nutzer, warum sie die Petition unterstützen. Neben Kommentaren wie "Weil dieser Typ ein rassistischer Idiot ist" finden sich auch Vergleiche wie: "Weil wir keinen zweiten Adolf Hitler brauchen." Bär versteht solche Vergleiche nicht: "Trump ist hetzerisch", sagt er. "Aber er ist nicht mit Hitler vergleichbar." Der Experte für Antisemitismus und Antiamerikanismus Alex Feuerherdt sieht in solchen Kommentaren

eine Form von Antiamerikanismus: "Indem man der USA oder ihren Politikern vorwirft, auch nicht besser zu sein als die Nazis, leugnet man ihre Rolle bei der Niederschlagung des Nationalsozialismus und verharmlost den Holocaust."

Besonders brisant ist ein Kommentar, in dem es heißt: "Ich unterschreibe, weil Lobbyisten und Marionetten imperialistischer Staaten nichts auf unserem Grund und Boden verloren haben." Feuerherdt: "Hier erscheinen die Vereinigten Staaten per se als der Teufel, dem es lediglich darum geht, sich die Welt – und insbesondere Deutschland – mithilfe seiner Agenten und Helfershelfer zu unterwerfen und sie letztlich zu zerstören. Man erkennt die enge Verbindung des Antiamerikanismus zum Antisemitismus. Eine wahnhafte Abneigung wird rationalisiert und tarnt sich als Notwehr gegen das vermeintliche Weltenübel."

Antiamerikanismus weist Initiator Matthias Bär weit von sich: "Das sind Kommentare, die ich selbst auch erschreckend fand." Jemand der mit solchen Kommentaren die Petition unterschreibt, stelle sich auf die gleiche Stufe wie Trump, meint Bär. Ein pauschaler Antiamerikanismus sei nicht besser als das, was Trump sagt. "Mir wäre es lieber, wenn es den Antiamerikanismus nicht in den Kommentaren gebe."