Unbelievable, Modern Love oder The Witcher – für viele Film- und Serien Must-Sees braucht es heutzutage ein oder mehrere Abos bei gängigen Streaminganbieter*innen. Das kann ganz schnell ins Geld gehen: je 7,99 Euro/ Monat für Netflix, Prime Video und Maxdome, 9,99 Euro für Sky Ticket und ab 24. März ist Disney Plus für 6,99 Euro in Deutschland erhältlich. Wer soll das alles bezahlen? Das hat sich auch das Kollektiv MSCHF (der Name leitet sich von Mischief = Unfug ab) gedacht und mitallthestreams.fm eine Art Pirat*innensender gegründet. Auf ihm werden Inhalte zur Verfügung gestellt, die es sonst nur gegen Geld gibt – und zwar kostenlos.

Einziger Haken: Was man sieht, ist nicht frei wählbar. Die Macher*innen der Seite bestimmen selbst, was sie senden und zu welcher Zeit. Zuschauer*innen können einzig zwischen verschiedenen Streaming-Diensten (Netflix, HBO Now, Disney Plus, Prime Video, Hulu, Show Time) wählen. Die angebotenen Inhalte beginnen allerdings nicht wie bei den einschlägigen Plattformen von vorne: So kann es also sein, dass man mitten im Film oder der fünften Folge der dritten Staffel einsteigen muss. Boomern sowie den Generationen X bis Y dürfte dieses Phänomen noch als lineares Fernsehen bekannt sein. Einschalten, gucken was läuft – und im Zweifelsfall weiterzappen.

Design empfindet Röhrenfernseher nach

So ist auch das Design der Webseite einer Mischung aus altem Röhrenfernseher und Radiogerät nachempfunden. Die Idee des Kollektivs orientiert sich an dem Konzept des Pirat*innensenders – bei dem es sich ursprünglich um illegale Hörfunkformate handelte, die häufig von Schiffen in internationalen Gewässern aus sendeten. So ist auch das Piraten*innen-Streaming also kein großzügiges Gratisangebot der Streaming-Gigant*innen, sondern eine illegale Kunstaktion: "allthestreams.fm kümmert sich nicht um die Benutzerfreundlichkeit [...] oder die Nutzungsbedingungen! allthestreams.fm ist dazu gemacht, sich an der Plattformunabhängigkeit zu erfreuen [...]", heißt es in dem herausgegebenen Manifest von MSCHF.

Mit ihren Guerilla-Aktionen verursachte das Kollektiv bereits öfter "strukturiertes Chaos", wie es CEO Gabriel Whaley nennt: Mit Netflix-Hangouts entwarf das siebenköpfige Team eine Erweiterung für Google Chrome, bei der eine Videokonferenz simuliert wird, um heimliches Serienschauen möglich zu machen. Mit ihrem "Walk-on-the-Water"-Jesus Shoe brachten sie einen Turnschuh für 3.000 Dollar auf den Markt.