"Aber die junge Frau, die bereit wäre, sich für ein kommunales Ehrenamt hochzuschlafen, gibt es nur in deiner schmutzigen Fantasie. Die junge Frau, die ständig mit den Gerüchten um ihre angeblichen Affären konfrontiert wird, die gibt es in echt." So lautet eine Passage aus einem Offenen Brief, den Jenna Behrends auf Edition F veröffentlicht hat. Darin prangert sie den Sexismus in ihrer Partei, der CDU Berlin, an. Er heißt "Warum ich nicht länger über den Sexismus in meiner Partei schweigen möchte". In dem Brief berichtet sie etwa von einem Abgeordneten, der ihr Affären andichten will, weil er sie offenbar als Konkurrenz sieht. Oder von einem Senator, der einen Kollegen aus dem Abgeordnetenhaus vor ihrer Nominierung gefragt haben soll: "Fickst du die?".

Trotzdem möchte Behrends weiter in der CDU Politik machen. Die Partei dürfe nicht den "hauptsächlich alten Männern" überlassen werden, schreibt sie weiter.  Wie aus einem Facebook-Post hervorgeht, ist sie in Bezirksverordnetenversammlung gewählt worden und somit die kommenden fünf Jahre Teil der Berliner Verwaltung. Behrends war für eine Stellungnahme bis Freitagnachmittag nicht zu erreichen.

"Die CDU ist nicht feministisch, aber auch nicht sexistisch"

Gut möglich, dass Sexismus auch in anderen (oder allen) Parteien vorkommt, aber die Reaktion eines eigenen Parteikollegen überrascht schon. Anstatt ihre Klagen ernst zu nehmen, wirft ihr Jürgen Presser Weinerlichkeit vor, wie ein (mittlerweile gelöschter) Tweet von ihm zeigt:

Wir haben Presser, stellvertrender Bundesvorsitzender der Mittelstands-und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU, angerufen und gefragt, was er mit dem Tweet bezweckt. Seine Antwort: "Ich hab das heute morgen gesehen, aber nicht intensiv gelesen. Für mich klang das wehleidig", sagt er. Wo in dem Text der Sexismus sein soll, erschließe sich ihm nicht.

Behrends kenne er persönlich nicht, aber wer nicht hart im Nehmen sei, der bringe es in keiner Partei weit. "Das schmutzige Spiel läuft überall, das können Sie nicht abstellen, vor allem wenn es um die Aufstellung von Kandidaten geht", sagt er. "Das gibt es in jeder Partei." Die CDU sei nicht feministisch, aber garantiert auch nicht sexistisch.

So motiviert man bestimmt keine junge Frauen, sich in der CDU Berlin zu engagieren. Dabei hätte es doch gerade die nach dem Abschneiden bei der Berlin-Wahl (17 Prozent) bitter nötig.