Am Mittwoch postete die Hamburger Polizei auf Twitter das Foto einer Postkarte. Sie stammt, glaubt man dem Unterzeichner, von einem Jungen namens Ben. Er schreibt, die Postkarte sei Teil einer Hausaufgabe und bedankt sich für die gute Arbeit, welche die Landesbereitschaftspolizei von Hamburg leiste. Diese sei gerade in Anbetracht der Unruhen in den USA bestimmt nicht einfach, schreibt Ben. Die Polizei Hamburg bedankt sich in dem Posting.

Was für die einen eine süße Geste ist, kaufen die anderen nicht ab. Einige Twitter-User*innen meinen, die Hamburger Polizei sei einer Fälschung aufgesessen. Anderer werfen ihr vor, die Karte gefälscht und selbst verfasst zu haben. Vereinzelt machen sich User*innen die Mühe, in einer Vielzahl von Tweets die vermeintliche Beweise für die Fälschung aufzuzählen: Die Punkte über den Is und Üs seien nicht einheitlich, die Mittelstriche bei den Buchstaben Z und F würden auf eine ältere Person hinweisen. Außerdem seien die Rechtschreib- und Kommafehler mit Absicht gemacht worden. "Der Phraseologismus 'die Ohren steif halten' wirkt für ein Kind befremdlich und eher aus der Zeit gefallen", schreibt ein User etwa. Und wie hätte die Postkarte überhaupt ankommen sollen, wenn doch die Briefmarke fehlt?

Seit der Veröffentlichung erreichen die Polizei Hamburg Vorwürfe, teilweise auch Anfeindungen. Sie meldete sich daher mit einer Replik auf Twitter zu Wort. Darin beteuert sie die Echtheit der Postkarte und bezeichnet das Verhalten mancher User*innen als besorgniserregend. "Ben gibt es wirklich. Er ist Jugendlicher und hat diese Postkarte selbst verfasst", steht da unter anderem. Die Briefmarke fehle, weil kein Platz mehr auf der Karte war und sie in einem Briefumschlag abgegeben wurde. Mit den Worten "#nohatespeech gilt in alle Richtungen", schließt die Polizei Hamburg den Tweet.

Kritische Twitter-User*innen lassen sich unterdessen nicht von ihrer Meinung abbringen. Einige veräppeln die Hamburger Polizei weiter und posten nun Fotos von selbstgeschriebenen Postkarten, die alle ebenfalls von einem gewissen Ben unterschrieben worden sind. Darunter auch der Schriftsteller Saša Stanišić und das Künstlerkollektiv Peng. Andere veröffentlichten Memes, die sich über die Polizei lustig machen.

Dass das ursprüngliche Posting der Hamburger Polizei knapp 8.000 Likes erhalten hat (Stand: 2. Juli mittags), zeigt, dass es bei Weitem nicht nur kritische Stimmen, sondern auch Unterstützer*innen gibt. Ob die Karte tatsächlich authentisch ist oder nicht, ist allerdings weiterhin unklar. Twitter-User Jannis hat die entsprechende Anfrage nach dem Hamburgischen Transparenzgesetz bereits gestellt.