In Frankreich wird dieses Jahr ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin gewählt. Am 23. April findet die Wahl statt, am 7. Mai die Stichwahl zwischen den zwei Kandidat*innen mit den meisten Stimmen. Und da François Hollande bereits angekündigt hat, nicht ein weiteres Mal anzutreten, wird der*die Nachfolger*in auf jeden Fall ein neues Gesicht sein. Wir stellen euch die drei Kandidaten und die Kandidatin vor, zwischen denen sich die Wahl vermutlich entscheiden wird.

Marine Le Pen

Marine Le Pen wäre die erste Frau, die als Präsidentin in den Elysée Palast einzieht. Doch anders als bei Hillary Clinton in den USA wird dies nicht mit feministischen Jubelgesängen gefeiert. Marine Le Pen ist Vorsitzende des Front National, einer Partei die sich am rechten Rand des politischen Spektrums bewegt – quasi die französische Variante der AfD.

Le Pen findet Multikulti und alles mit Europa, EU und Euro schlecht und wettert ständig gegen die angebliche Islamisierung Frankreichs. Kriminelle Ausländer*innen will sie sofort abschieben und Ausländer*innen generell die Sozialleistungen kürzen. Die Todesstrafe hält sie für eine gute Idee.

Mit diesem trumpistischem Programm erreicht sie vor allem diejenigen in Frankreich, die abseits der Metropolen wohnen, die sich als Verlierer*innen der Globalisierung fühlen und eine zunehmende Abneigung gegen die politische Korrektheit der Elite in den Großstädten entwickeln. Es wird erwartet, dass sie bis in die Stichwahl zwischen den zwei Kandidat*innen mit den meisten Stimmen kommt.

François Fillon

François Fillon tritt für die Partei Les Républicains an. Das ist die Partei, die den ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy gestellt hat. Les Républicains ist die konservative Volkspartei Frankreichs, vergleichbar mit der CDU in Deutschland. Der ehemalige Premierminister François Fillon gilt als katholisch und konservativ und versucht den Front National Wähler*innen durch rechtsaußen Positionen zu klauen.Er will die (klassische Mann-Frau-Kind-) Familie zum Kern seiner Politik machen, hält nichts davon, wenn homosexuelle Paare Kinder adoptieren, fordert eine Obergrenze für Geflüchtete, möchte Ausländer*innen den Zugang zum Sozialsystem erschweren und muslimische Gemeinden und Moscheen stärker kontrollieren. Mit Horst Seehofer würde er sich vermutlich gut verstehen. Fillons Umfragewerte

gingen in den Keller, seitdem die Finanzstaatsanwaltsschaft ermittelt, ob er seine Frau tatsächlich jahrelang als Mitarbeiterin im Parlament bezahlt hat, ohne dass sie dort gearbeitet hat.

Benoît Hamon

Benoît Hamon geht für die Parti socialiste (PS), die französischen Sozialdemokraten, ins Rennen. Nach der fünfjährigen Regentschaft von François Hollande ist die Partei im Land so unbeliebt wie noch nie. Hamon steht für einen linken Neuanfang. In der parteiinternen Stichwahl setzte er sich mit seinem sozialistischen Programm gegen den marktliberalen Konkurrenten Manuel Valls durch.

Hamon möchte ein bedingungsloses Grundeinkommen von 750 Euro für alle französischen Bürger*innen sowie eine 32-Stunden-Woche einführen und den Cannabiskonsum legalisieren. Ob er mit diesen sozialistischen Forderungen die PS aus dem Umfragetief holen wird, ist jedoch fraglich.

Jean-Luc Mélénchon

Es wird erwartet, dass viele enttäuschte PS-Wähler*innen dem linken Kandidaten Jean-Luc Mélénchon ihre Stimme geben werden. Seine Kandidatur wird unterstützt von der Parti de Gauche, der französische Linkspartei, und von der Parti communiste français, der Französischen Kommunistischen Partei.

Mélénchon möchte den Mindestlohn anheben, die Lockerung des Kündigungsschutzes rückgängig machen, einen neuen Spitzensteuersatz für Einkommen ab 400.000 Euro einführen, Referenden in der Verfassung verankern und die von Deutschland angeführte Sparpolitik der EU abschaffen. Er ist überzeugter Antikapitalist und Gegner von Merkels Wirtschaftspolitik.

Emmanuel Macron

Der 39-jährige Emmanuel Macron ist der Youngster unter den Präsidentschaftskandidat*innen. Unter François Hollande war er Wirtschaftsminister. 2016 trat er zurück, aus der Partei aus und gründete die Bewegung "En marche!". Politische Ausrichtung: "Wir wollen nicht die Linke versammeln und nicht die Rechte, sondern alle Franzosen", so Macron bei einer Wahlkampfveranstaltung.

Er ist Europafan, plädiert jedoch für eine Reform der Europäischen Union, befürwortet die Geflüchtetenpolitik von Angela Merkel und die Beibehaltung der 35-Stunden-Woche. Der parteilose Macron gilt ähnlich wie Mélénchon als Hoffnungsträger für viele, die von der Regierungszeit der Sozialdemokraten enttäuscht sind.