"Proud Boys – haltet euch zurück und steht bereit", sagte Donald Trump bei der ersten US-Präsidentschaftsdebatte. Die extrem rechte Szene feiert den amtierenden US-Präsidenten dafür.

In den USA fand in der Nacht zum Mittwoch die erste Präsidentschaftsdebatte zwischen Donald Trump und Joe Biden statt. In dieser fragt der Moderator Chris Wallace Trump: "Sind Sie heute Abend bereit, White Supremacists und Milizgruppen zu verurteilen?" Trump antwortet mit einem kurzen "Sure" – klar. Kurz darauf will er aber einen Namen wissen, wen genau er verurteilen soll. Die Proud Boys, wirft Biden daraufhin ein – ein gewaltbereiter, rechtsextremer Männerclub. Trumps Antwort: "Proud Boys, stand back and stand by" – Haltet euch zurück und steht bereit. Dann geht er dazu über, darauf zu verweisen, dass die eigentliche Gefahr von der Antifa und dem Linksextremismus ausgehe.

Es scheint, als distanziere sich Trump damit zum wiederholten Male nicht von rechtsextremen Vereinigungen. Schon 2017 bei den Neonaziprotesten in Charlottesville hatte Donald Trump von "Guten Menschen auf beiden Seiten gesprochen" – bei der Demonstration starb eine Frau, als ein Rechtsextremer mit seinem Auto in eine antifaschistische Gegendemonstration raste.

Wer sind die Proud Boys?

Die Proud Boys wurden 2016 von Gavin McInnes, einem der Gründer von Vice, ins Leben gerufen. Nach eigenen Aussagen sind die Proud Boys "westliche Chauvinisten, die sich nicht dafür entschuldigen wollen, die moderne Welt errichtet zu haben". Ihr Leitspruch lautet dementsprechend: "The West is Best". Mitglieder bezeichnen sich selbst als nationale Truppe, die gegen Kommunismus und politische Korrektheit kämpft – die Antifa ist eines ihrer größten Feindbilder. Nur Männer können Mitglied werden. Der Name bezieht sich auf den Song Proud of Your Boy aus Disneys Aladdin-Musical und wurde als Scherz gewählt. Ihr Erkennungszeichen sind schwarz-gelbe Fred-Perry-Poloshirts.

Die Anti-Defamation League (ADL), eine New Yorker Organisation, die sich gegen die Diskriminierung von Jüdinnen*Juden engagiert, schreibt auf ihrer Webseite, dass die Proud Boys eine unkonventionelle Strömung des amerikanischen Rechtsextremismus sei. Zwar könne die Gruppe als gewalttätig, nationalistisch, islamfeindlich, trans- und frauenfeindlich bezeichnet werden, ihre Mitglieder hätten aber, anders als bei anderen rechtsextremen Gruppierungen, oftmals verschiedene "ethnische Hintergründe".

Laut der BBC  waren die Proud Boys in den letzten Jahren bei einer Reihe von gewalttätigen Straßenkundgebungen gegen antifaschistische Organisationen in Oregon, Washington und New York beteiligt. Auch bei den Naziprotesten in Charlottesville 2017 mischten sie mit. Erst am Wochenende vor der Präsidentschaftsdebatte hatten sie in Portland demonstriert, als Reaktion auf die andauernden Black-Lives-Matter-Proteste in der Stadt – und um Trump beim Wahlkampf ihre Unterstützung zuzusichern.

Im Jahr 2018 wurden die Proud Boys vom FBI als "extremistische Gruppe mit Verbindungen zum weißen Nationalismus" eingestuft. Kurz darauf verlies der Gründer McIness die Gruppe. Genaue Mitgliederzahlen gibt es keine. Laut Forbes Magazine hatte die Facebook-Gruppe, bevor sie 2018 von der Plattform wegen Hate Speech entfernt wurde, um die 20.000 Mitglieder. Laut eigenen Angaben haben die Proud Boys Ableger in Israel, Australien, Kanada, Japan, China und mehreren europäischen Ländern.

Wie haben die Proud Boys auf Trumps Aussagen reagiert?

Für die Proud Boys waren Trumps Aussagen am Dienstagabend ein Grund zum Feiern. Laut New York Times meldeten sich Mitglieder der Gruppe anschließend in privaten Chats und nannten die Äußerungen des Präsidenten "historisch". In einem Telegram-Kanal sollen Gruppenmitglieder den Kommentar des Präsidenten als "stillschweigende Billigung ihrer gewalttätigen Taktiken" bezeichnet haben. Kurz nach der Debatte teilten die Mitglieder ein Logo mit den Worten des Präsidenten "Stand back" und "Stand by". Enrique Tarrio, derzeitiger Vorsitzender der Proud Boys, antwortete Trump in einem Forum mit den Worten "Standing by, Sir" – Wir stehen bereit, Sir.