Peter Untermaierhofer aus Niederbayern fotografiert seit mehr als zehn Jahren sogenannte

Lost Places. Schon mit seiner ersten Kamera, die er sich 2008 während seines Studiums kaufte, ging er an verlassene Orte seiner Jugend zurück. "Es war abenteuerlich, die ausgebrannte Fabrikantenvilla im Wald oder die alte Rüstungsproduktionsanlage aus dem Zweiten Weltkrieg mit meiner Kamera zu erforschen", erinnert sich der Fotograf.

In mehreren Beiträgen haben wir seine Arbeiten vorgestellt, die den allmählichen Verfall von ehemaligen Psychatrien, Hotels, Schlössern oder Theatersälen zeigt. Hier kannst du dir Untermaierhofers Werke gesammelt anschauen.

Verlassene Psychiatrien sind gruseliger als jede Geisterbahn

Unter anderem hat Peter Untermaierhofer ehemalige Psychiatrien in Italien fotografierte. Manchmal stieß er bei seiner Entdeckungstour durch die psychiatrischen Anstalten auf Alltagsgegenstände. Fand er Behandlungsstühle, Wohnzellen mit alten Kissen, vergilbte Akten oder manchmal sogar alte Fotos der Anstalt selbst, musste er notgedrungen an das Leid denken, das sich hier wohl zugetragen haben muss.

Der verstummte Applaus verlassener Kino- und Theatersäle

Untermaierhofer besuchte auch alte Kino-, Ball- und Theatersäle, um dort ein letztes Mal den Vorhang zu öffnen. Sein Job sei ohnehin immer auch ein bisschen gruselig: "Jedes Geräusch, das nicht natürlich wirkt, lässt mich innerlich zusammenzucken. Wer oder was könnte das gewesen sein?" Alleine unterwegs zu sein intensiviere dieses Angstgefühl zwar, allerdings würde es auch die Sinne schärfen, sagt Untermaierhofer. Gerade bei sehr baufälligen Einrichtungen müsse er sich auf seine Wahrnehmung verlassen können, die Verletzungsgefahr sei groß. Wie morsch ist das Holz? Trägt die Decke noch? Könnte diese Treppe vielleicht einstürzen? Passiert sei ihm bisher noch nichts.

Wenn prächtige Hotels zu Ruinen verfallen

Die meisten Hotels, die Untermaierhofer fotografierte, sind aus einer Zeit, in der es noch keine Hotelketten gab. Sein Wunsch war es, mit seinen Bildern die Einzigartigkeit alter Hotels einzufangen. Sei es die Wärme heimeliger Familienhotels oder die Pracht luxuriöser Grandhotels, wo es vor Großküchen und Lounges wimmelt. "Ich finde besonders den Kontrast zwischen Dekadenz und Verfall in den Luxushotels interessant", sagt Untermaierhofer. Gerade weil er privat kaum in hochpreisigen Hotels einkehre und daher nur wenig mit intaktem Prunk und Luxus in Berührung komme.

So charmant sehen verlassene Fabriken aus

Untermaierhofer besuchte auch verschiedenste Industrieanlagen in ganz Europa. Von Zementfabriken und Bierbrauereien über Wasserkraftwerke bis hin zu Kleiderfabriken. Wer hat hier unter welchen Umständen gearbeitet? Wie lange ist das her? Was könnten das für Maschinen sein? Wie heiß oder staubig muss es hier gewesen sein? "Wenn ich die alten Maschinen, alte PC-Hardware oder Schaltschränke sehe, wird mir oft erst bewusst, wie schnell der technische Sprung in den letzten 50 bis 100 Jahren gegangen ist", erklärt der Fotograf.

Eine potenzielle Gefahr ging bei der Motivsuche von Metalldieb*innen aus, vor denen sich Untermaierhofer in Acht nehmen musste. Gerade in alten Fabrikanlagen finden sie altes Buntmetall oder Eisen, das sie illegal an Schrotthändler*innen verkaufen können. "Sie wissen natürlich, dass sie nicht gern gesehen werden, und wenn man dann auch noch eine Kamera dabei hat, mit der man sie fotografieren könnte, werden sie schnell aggressiv", sagt der Fotograf. In so einem Fall trat er schnell und unauffällig den Rückzug an und führte sein Vorhaben ein anderes Mal zu Ende.

Der verfallene Prunk alter Schlösser

"Als ich das erste Mal in einem verlassenem Schloss war, habe ich mich fast nicht mehr eingekriegt", sagt der Fotograf aus Niederbayern. Wie eine Kulisse aus einem Film habe es ausgesehen und Untermaierhofer war mittendrin, ein surreales Gefühl. Auch viele verlassene Schlösser hat er inzwischen fotografiert, wir zeigen sie in der Galerie. Wo die lost places liegen, möchte Peter Untermaierhofer zum Schutz der Gebäude nicht verraten.

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