"Was in den USA geschieht, ist unerträglich. Aber es ist zu einfach zu behaupten, dass das ein amerikanisches Problem ist." Mit diesen Worten eröffnet Komikerin Carolin Kebekus am Donnerstag einen besonderen Teil ihrer wöchentlichen Sendung. Im Lichte der weltweiten Proteste nach dem gewaltvollen Tod von George Floyd in den USA widmet sie sich dem Thema Rassismus gegen Schwarze Menschen in Deutschland. Dafür tritt Kebekus selbst aus dem Rampenlicht.

Es übernimmt Schauspielerin und Moderatorin Shary Reeves. Sie erklärt, dass wir alle Teil eines strukturell rassistischen Systems seien, das "uns Menschen mit dunkler Haut hier in Deutschland rassistisch behandelt". Auch hier sterben Menschen durch rassistische Polizeigewalt, sagt Reeves, und nennt den Fall Oury Jalloh. Die meisten Deutschen hätten noch nie Rassismus erlebt, sagt Reeves weiter. Und Menschen mit heller Haut könnten demnach auch nicht nachempfinden, was Menschen mit dunkler Haut fast täglich an Diskriminierung und Benachteiligung in Deutschland widerfahre.

Darum hat Reeves Schwarze Moderator*innen, Musiker*innen, Sportler*innen, Politiker*innen und Aktivist*innen aus Deutschland gebeten, von rassistischen Situationen aus ihrem Alltag zu berichten.

Der Musiker Dennis Lisk erzählt von den Anfeindungen ihm gegenüber, weil er ein blondes Kind hat. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby berichtet von einem rassistischen Übergriff, bei dem seine Brille zerstört wurde. Er nennt ihn einen vergleichsweise harmlosen Angriff, den er trotzdem nie vergessen werde. Die Autorin und Journalistin Alice Hasters spricht darüber, wie weiße Menschen rassistisch werden, wenn sie sich in ihrer Macht bedroht fühlen und keinen anderen Ausweg mehr sehen, um sie abzuwerten. Die Regisseurin Mo Asumang berichtet, wie sie von einem Rassisten in der Straßenbahn am Hals gepackt und gewürgt wurde.

8 Minuten und 46 Sekunden

Am Ende des Zusammenschnitts übernimmt wieder Shary Reeves. Sie fragt: "Kam Ihnen das zu langatmig vor?" Und klärt daraufhin auf, dass die teilnehmenden Personen genau acht Minuten und 46 Sekunden gesprochen haben. Genau so lange, wie der weiße Polizeibeamte auf dem Hals von George Floyd kniete. Am Ende appelliert Reeves nochmal an alle weißen Zuschauer*innen: "Denken Sie daran, zum Glück können Sie den Fernseher abschalten oder diesen Beitrag stumpf in der Mediathek vorspulen. Für Menschen wie mich ist das allerdings Alltag, da ist nichts mit Abschalten oder Vorspulen." Sie schließt mit den Worten: "Das war der Brennpunkt im Ersten, deutschen, weißen Fernsehen."

Der Beitrag in der Carolin Kebekus Show dürfte als Kritik der übrigen ARD-Berichterstattung zu verstehen sein. Bei wichtigen aktuellen Ereignissen oder zu Themen, bei denen ein besonderes Informationsbedürfnis besteht, strahlt Das Erste üblicherweise einen Brennpunkt aus. Die 15-minütige Sendung – meist nach der 20-Uhr-Ausgabe der Tagesschau ausgestrahlt – soll vertiefende Hintergrundinformationen abseits der normalen Berichterstattung liefern. Im Falle des Tods von George Floyd und den weltweiten Protesten gegen rassistische Polizeigewalt ist das bisher nicht passiert.

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