Videoaufnahmen aus Chemnitz von Sonntagabend zeigen, wie hunderte Menschen – vornehmlich Männer – pöbelnd durch die Stadt ziehen. Nach Polizeiangaben waren es "geschätzte 800 Personen". Sie skandierten "Wir sind das Volk", "Ihr seid hier nicht willkommen" und griffen Menschen an, denen sie einen Migrationshintergrund unterstellen. Wie ZEIT ONLINE berichtet, traten Teilnehmer*innen der pöbelnden Gruppe auf mehrere Personen ein und bewarfen eine Gruppe von Menschen mit Flaschen.

Der Zug von rechten Gruppen und gewaltbereiten Fußballfans ist offenbar die Reaktion auf eine Messerstecherei in der Nacht zuvor. Ein 35-jähriger Mann wurde dabei getötet. Rechte vermuten, dass der Täter ein Mann mit Migrationshintergrund sei. Die Polizei Sachsen spricht lediglich davon, dass es zu "einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen unterschiedlicher Nationalitäten gekommen" ist.

Ultragruppierung hatte auf Facebook zu Aktionen aufgerufen

Unter anderem hatte Kaotic Chemnitz, eine rechte Ultra-Vereinigung des Chemnitzer FC, auf Facebook zu einem Spontanaufmarsch unter dem Motto "Zeigen, wer in der Stadt das Sagen hat" dazu aufgerufen, durch Chemnitz zu ziehen .

Die sächsische Polizei schien von der Menge der gewaltbereiten Menschen zunächst völlig überrumpelt zu sein. Wie ZEIT ONLINE weiter berichtet, widersetzten sich die Teilnehmer*innen den Aufforderungen der Polizei. Einigen von ihnen gelang es, eine Polizeikette zu durchbrechen. Danach zogen sie unkontrolliert durch die Chemnitzer Innenstadt. In einer Mitteilung der Polizei Sachsen ist von "zwei Anzeigen wegen Körperverletzung, eine[r] Anzeige wegen Bedrohung sowie eine[r] Anzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte" die Rede.

So reagieren Nutzer*innen auf Twitter

Auf Twitter gibt es viele Reaktionen zu den Vorfällen am Sonntag in Chemnitz, vor allem unter den Hashtags #c2608, #Sachsen und #Chemnitz. Einige Nutzer*innen ziehen Vergleiche zum Jahr 1933 und Aufmärschen von Nationalsozialist*innen.

Andere bekunden ihr Mitgefühl, mit in Chemnitz lebenden Menschen mit Migrationshintergrund.

Aber auch viele Bürger*innen Sachsens zeigen, wie betroffen die Vorfälle sie machen. Eine Chemnitzerin schreibt:

Nachdem Neonazis einen weiteren Aufmarsch für Montagabend ankündigten, forderte Die Linke ein Versammlungsverbot für Chemnitz.

Andere fordern die sächsische Polizei dazu auf, am Montagabend verstärkt Präsenz zu zeigen. Sie hoffen, dass das nicht nur weitere Ausschreitungen verhindern könnte, sondern auch symbolisch Wirkung zeige.

Es sind Gegendemonstrationen angekündigt worden

Linke Gruppen und Gegner*innen von Rassismus versuchen Chemnitzer*inne und Bürger*innen aus angrenzenden Städten für Gegendemonstrationen zu gewinnen. Am Montagnachmittag ist eine Gegendemonstration vor dem Chemnitzer Stadthallenpark angekündigt.