Berlin-Wedding, kurz nach Feierabend. Im Kulturzentrum Fabrik tummeln sich in einem kleinen Raum ein Dutzend Menschen um Tische. Darauf stehen Drucker, Lampen, Mixer und Nähmaschinen. All diese Geräte sind defekt, und die Leute tüfteln daran herum, um sie wieder auf Vordermann zu bringen. Wir befinden uns bei einem sogenannten "Repair Café"-Treffen.

Boris ist zum ersten Mal hier. Er hat einen gut zehn Jahre alten Verstärker mitgebracht. Der An-/Aus-Schalter des Geräts ist defekt, aber es wegzuwerfen kommt für Boris nicht in Frage. "Der Verstärker ist ein Erbstück", sagt Boris. Im Repair Café will er es nun reparieren lassen.

Etwas reparieren zu lassen funktioniert bei den Events allerdings nicht. Repair Cafés sind Hilfetreffen zur Selbsthilfe – Boris muss selbst ran und seinen Verstärker reparieren. Der erfahrene Techniker Hans, der schon häufiger zu den Treffen gekommen ist, hilft ihm dabei. "Die Kontakte des An-/Aus-Schalters haben sich von der Platine gelöst", sagt er mit fachmännischem Blick. "Jetzt muss gelötet werden." Hans gibt Anweisungen, Boris lötet. Nach nicht mal zehn Minuten ist der Verstärker wieder einsatzbereit.

Es geht um Nachhaltigkeit und um ein besseres Miteinander in der Nachbarschaft

Das Konzept der Repair Cafés stammt von der Umweltjournalistin Martine Postma aus den Niederlanden, seit 2007 organisiert sie bereits solche Treffen. Inzwischen gibt es Repair Cafés auf der ganzen Welt. In Berlin finden mehr als 20 solcher Veranstaltungen statt. Es geht dabei um Nachhaltigkeit – weniger Geräte sollen auf dem Müll landen. Und es geht um Nachbarschaftshilfe – Leute aus der näheren Umgebung sollen sich kennenlernen und austauschen. Dabei lernen sie ganz nebenbei, wie technische Geräte funktionieren und wie man viele schon mit kleinen Kniffen reparieren kann.

Das Café in Berlin-Wedding hat sich auf Elektrogeräte spezialisiert. "Selbsthilfewerkstätte für Fahrräder gab es zum Beispiel schon einige", erklärt Organisatorin Elisa Garrote Gasch den Fokus, "für die Fahrradreparatur braucht man auch sehr viel Equipment, das wir nicht hatten. Deshalb haben wir uns auf Elektronik konzentriert."

Einmal im Monat trommelt Elisa die ehrenamtlichen Helfer*innen und Besucher*innen zusammen. Meist kommen Leute mit kleinen Haushaltsgeräten vorbei, auch Defekte an Kopfhörern, Smartphones und Laptops können häufig behoben werden – sofern die Besitzer*innen die nötigen Ersatzteile mitbringen. Manchmal kommen auch Menschen aus sentimentalen Gründen, zum Beispiel mit dem Spielzeug ihrer Oma.

"In 50 Prozent der Fälle können die Geräte repariert werden", sagt Elisa. Oft schicken ihr Interessierte vorab Mails, um sich zu erkundigen, ob ihrem Problemkind im Repair Café geholfen werden kann. "Ich gucke dann, welche Techniker anwesend sein werden oder ob ich welche auftreiben kann, die sich mit bestimmten Geräten auskennen."

Jede*r kann ein Repair Café starten

Das Repair Café im Kulturzentrum Fabrik finanziert sich durch eine Förderung des Quartiersmanagements und des Bezirks Berlin-Mitte. Noch zwei Jahre kriegt das Projekt Geld, Elisa hofft, dass sich das Ganze später durch Spenden trägt.

Aber vermutlich würde sie als Ehrenamtliche auch über diese Zeit hinaus dabei bleiben. "Ich habe schon früher gerne Dinge repariert, auch gefundene Sachen. Und mich hat immer gestört, dass die Leute so viel wegwerfen", sagt sie. "Außerdem treffe ich hier auf Leute, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Zum Beispiel die Techniker, die aus einer älteren Generation stammen."

Wer selbst ein Repair Café gründen will, kann sich Unterstützung bei zwei Vereinen holen. Die Repair Café Foundation von Martine Postma bietet eine Plattform zur Vermarktung an sowie ein Netzwerk zum Austausch. "In den Niederlanden bekommt man sogar ein bisschen Geld, um ein paar Anschaffungen zu machen", sagt Elisa. "In Deutschland muss sich jeder selbst um Förderung kümmern." Wer hierzulande Hilfe braucht, kann sich an das Netzwerk Reparatur-Initiativen wenden.